Alles was man so tut …

2014 – Südschweden

Zweimal war ich bereits in Schweden, einmal eine Kanutour, das andere mal eine Autorundreise*. Dieses Jahr sollte es nun endlich auch eine Tour mit dem Motorrad durch Südschweden sein. Wie auch schon 2012, als wir die ganze Zeit unserer Reise wunderbares Wetter hatten, waren es auch in diesem Sommer immer um die 28 Grad und vollsonnig, geradezu ein richtiger Jahrhundert-Sommer in Schweden, zum Motorradfahren eigentlich zu warm. 2012 haben wir die Tour so gestaltet, dass wir immer von Stadt zu Stadt gefahren sind und uns tagsüber interessante Sachen angeschaut haben, die für uns Schweden so interessant machen. Diesmal sollte es nur durch die Natur gehen, also haben wir Zelt und Schlafsack eingepackt und uns an den Campingplätzen zur Übernachtung orientiert. Natürlich kann man in Schweden Gebrauch vom Allemannsrätten machen (das Recht, frei in der Natur zu übernachten, solange man Niemanden stört oder sein Zelt in dessen Sichtweite oder auf Privatbesitz aufbaut), aber für uns ergab sich dabei immer das Problem, dass wir dann einerseits morgens keine Dusche und keine frischen Brötchen auf dem Campingplatz bekommen würden und außerdem wollten wir möglichst oft mit den Schweden in Kontakt kommen, deshalb konnten wir uns mit den vielen kleineren Campingplätzen gut arrangieren.

Tag 1 und 2 Freital – Priepert – Sassnitz:
Wir starten in Freital gegen 10Uhr und fahren 330km über Landstrassen bis zu meinem Lieblingscampingplatz Havelperle in Priepert bei Fürstenberg bei super Wetter um 28Grad. Vor dem Schlafen genossen wir noch ein Bier vor dem Badesteg, direkt am Ellbogensee. Übernachtung und Frühstück ca. 30€. Am nächsten Tag sind wir ca. 200km gefahren, auf Rügen kamen wir mit der Fähre Stahlbrode, das Naturfreundehaus haben wir nicht ohne Nachfrage im Tourismusbüro gefunden. Übernachtung im Naturfreundehaus Lindenhof 1, es regnet in Strömen, deshalb campen wir nicht, sondern nehmen uns ein Doppelzimmer. Abendessen gibt es auf dem Fischkutter im Hafen, triefend nass kamen wir wieder zum Naturfreundehaus zurück und nahmen noch ein Bierchen zum Absacken. Zimmer mit Frühstück für 50€.

Tag 3 Sassnitz – Trelleborg – Svalöv, Torrlösa
Heute ist wieder Superwetter, sonnig 30Grad. Am Morgen haben wir nach Abfahrt vom Naturfreundehaus einen Abstecher nach Prora gemacht und uns das Haus KdF angeschaut, dann den CheckInn auf die Fähre nach Trelleborg. Dabei haben wir ein Bikerpärchen aus Ravensberg getroffen und die ganze Überfahrt angeregt geschwatzt . Später gesellten sich noch zwei Biker aus Freiburg zu uns. Nach Ankunft in Trelleborg sind wir noch 80km zur Hanksville Farm durchgefahren. Die Hanksville Farm überraschte uns als sehr urig. Unser Geheimtipp. Der Gastwirt Mats konnte recht gut deutsch, trotzdem habe ich tapfer schwedisch gesprochen. Übernachtung im Zelt mit Frühstück ca. 30€.

Tag 4, 5 und 6 Svalöv – Insel Bolmsö – Ulricehamn – Tived
In den nächsten tagen haben wir weiter schönes Wetter, sonnig um 28Grad. Tolle Strecke über kleine Dörfer und Grusvägen, kaum Verkehr und schöne Kurven begleiten uns zur Insel Bolmsö. Der Zeltplatz ist kleiner als erwartet und wir haben die Gelegenheit genutzt und Wäsche gewaschen. Am nächsten Morgen setzen wir mit der Fähre über, nach Unnaryd. Abends dann eine Pizza in Ulricehamn, schon ist der Tag vorbei. Der Kaffee zum Frühstück am nächsten Morgen war gar gruselig, eben Nescafe. Die Strecke war heute wieder prima, viele Schotterwege dabei, in Deutschland würde man die eher auf einer Wanderkarte vermuten. Danach hat Micha beinahe Diesel getankt, es aber noch rechtzeitig gemerkt, später kamen wir frohgelaunt am Campingplatz Tiveden an und ab gings zum Baden im See Unden. Der Zeltplatz ist sehr angenehm, glasklares kaltes Wasser. Übernachtung im Zelt und Frühstück ca. 35€.

Tag 7 in Tived
Heute wollen wir eine Kanutour machen. Nach dem Aufstehen scheint die Sonne schön warm, wir baden im See, nach dem Frühstück geht’s los zu den Booten an der Einsatzstelle im Bosjön. Die Tageskanutour erfordert 5x Umtragen und wir machen ein Picknick auf einer kleinen Insel im See Unden.

Tag 8 Tived – Hagfors/Råda
Heute ist Sonntag und es soll regnen. Früh am Morgen allerdings lachte noch die Sonne, so dass ich noch in den See springen konnte. Vor Kaffee und Croissants hatten wir bereits das gesamte Gepäck auf den Maschinen, so dass wir nach dem Frühstück gleich wieder auf Tour gehen. Unseren ersten Kaffeestop machten wir an einer Schleuse mit leckeren Kanelbulle und Zitronenkåka. Unterwegs passierte es dann, als wir unserem Navi durch den Wald auf einem Sandweg folgten, legte Micha seine Maschine ungewollt in der Waagerechten ab, eine Schrecksekunde und wir hieven sie gemeinsam wieder hoch. Auf diese Erfahrung hätte er gern verzichtet. Weiter ging es auf Schotterwegen durch die Wälder. Letztendlich fing es doch noch an zu regnen, also kurz anhalten und flugs die Regenklamotten übergezogen. Im strömenden Regen erreichen wir den Campingplatz in Råda, wo wir uns eine Stuga  nehmen. Jetzt scheint wieder die Sonne und Micha ist glücklich, weil er Strom, eine kalte Cola und zu Essen hat. Am Abend kommt die Sonne wieder raus und wir sitzen noch lange vor der Hütte, aber leider haben wir keine Möglichkeit, dem Finale der Fussball-WM zuzuschauen. Deutschland wird Weltmeister, heja. Übernachtung in Stuga und Frühstück ca. 47€.

Tag 9 Hagfors/Råda – Torsby – Charlottenberg
Nachts hat es geregnet, jetzt am Morgen ist es leicht bedeckt, aber warm. Micha holt das Frühstück aus dem ICA, sehr leckere Baguettes. Auf einmal geht es mit Regen los, gerade als wir unsere Sachen packen. Wir kommen also erst gegen 12Uhr los. Dann müssen wir unbedingt Motorenöl nachfüllen, also flugs an einer Autowerkstatt gehalten und das Malheur erläutert, nun sind wir mit 0,2l Motorenöl gerüstet. Danach haben wir im KunstCafe erst mal leckeren Apfelkuchen genascht. Weiter ging es Richtung Grenzübergang Schweden-Norwegen, die Strecke führte auf Grusvägen kilometerweit durch dichten Wald. Und mitten im Nirgendwo, wenn man glaubt, es kommt nichts mehr, steht immer wieder ein Haus, das bewohnt ist. Der Grenzübergang ist unspektakulär, die folgende Europastrasse ist nur 2-spurig, aber super gut asphaltiert. Eigentlich ist genau das die richtige Strasse für uns zum cruisen und nicht die Grusvägen, die wir uns auf dem Navi gesucht haben, weil wir die großen Strassen meiden wollten. Letztendlich kamen wir gegen 18Uhr auf dem Campingplatz Charlottenberg an und mit unserem kleinen Zelt finden wir einen Platz direkt am Wasser. Übernachtung im Zelt und Frühstück ca. 40€.

Tag 10 und 11, Charlottenberg – Ekenäss – Säffle – Bengstfors
Nach dem Aufbruch vom Camping Charlottenberg geht unsere Fahrt durch Glasfjorden, Grusvägen nach Ekenäs auf der Halbinsel am Vänern, ein kleiner gemütlicher Campingplatz als Geheimtipp, aber Toiletten und Duschen funktionieren nicht, deshalb fahren wirweiter nach Säffle zum Duse Udde Familiencamp. Das Klippenbad sieht super aus, aber es ist zu windig und die Wellen zu stark, so dass es mit Baden nichts wird. Wieder bringt uns der neue Tag Sonne pur bei ca. 22Grad. Ohne Kaffee geht gar nix und weil wir heute keinen Bock auf Grusvägen haben, haben wir schnurstracks den kurzen Weg nach Bengtsfors genommen. In Bengtsfors gibt’s eine leckere Pizza zu Mittag. Danach machen wir einen Abstecher zur Silverlake Canoe Basis (die Hauptbasis befindet sich in Krakviken), um Erkundigungen für eine eventuelle Kanutour einzuholen. Letztendlich haben wir doch den Friluftsgård am Laxsjön für unsere Übernachtung und einen Verlängerungstag gewählt, um endlich mal wieder eine Waschmaschinenladung Wäsche zu waschen.

Tag 12 am Laxsjön
Der Donnerstag verheisst schönes Wetter bei ca. 20Grad. Wir mieten uns ein Kanu für den Tag (225SEK) und fahren südlich Richtung Haverud. An der ersten Schleusengruppe stellen wir fest, dass wir keine Schwimmwesten dabeihaben, die sind aber Pflicht beim Schleusen. Und auch keinen Bootswagen, um die Schleusen möglicherweise zu umfahren. Der Schleusenwart ist hilfsbereit, er borgt uns zwei Westen. Auf der Rücktour kommt das grosse Erwachen, die Schleusengebühr ist durchaus üppig, 30SEK je Schleusenkammer für ein Kanu, bei acht Schleusenkammern sind das 240SEK=24€. Ok, Abendessen im Restaurant auf dem Campingplatz gibt es trotzdem. Habe heute mal wieder mein Schwedisch anwenden können im Gespräch mit den Schleusenwärtern.

Tag 13 und 14 Bengtsfors – Hindås
Nach dem Aufstehen bin ich gleich nochmal in den See gesprungen und dann gings wieder ans Packen. Heute sind wir von der geplanten Route abgewichen und die grösseren Landstrassen gefahren, da ich heute keine Schotterwege fahren wollte. Deshalb war ziemlich viel Verkehr, aber wir sind zügig vorangekommen und haben in Hindås einen netten kleinen Campingplatz gefunden mit sehr schöner Sicht aufs Wasser. Hier bleiben wir morgen auch noch. Übernachtung ohne Frühstück ca. 29€.

Tag 15, 16 und 17 Hindås – Richtung Åsnen, Halbinsel Sirkon – Bolmen
Früh war es schnell sehr heiß, 28Grad zeigt das Thermometer. Wir kommen rechtzeitig gegen 10 Uhr los, denn heute haben wir fast 300km vor uns. Zu Mittag halten wir an einem Wärdshus und langen kräftig zu. Wir kommen zügig voran, wenig Grusvägen und wenig Verkehr.  Um 18Uhr kommen wir am Campingplatz Mölknabbens Camping an und nach Zeltaufbau ist noch Zeit zum Baden und für eine Partie Wikingerschach mit den Zeltnachbarn. Auch für morgen sieht es sonnig bei 28Grad aus, super Kanuwetter. Hier haben wir zum dritten Mal ein Kanu ausgeliehen und die im Buch Kanutouren Südschweden beschriebene Tour 8 um die Insel Getnö versucht. Natürlich haben wir uns unweigerlich verfahren, bis Micha sein Navi in Gang gesetzt hat. Leider gab es unterwegs nichts zu essen, so dass wir vollkommen ausgehungert gegen 17Uhr wieder am Campingplatz zurück waren und dort hatten wir leider nur noch Gulaschsuppe aus der Dose. Nun sitzen wir und betrachten den Sonnenuntergang beim Bierchen. Übernachtung 20€ ohne Frühstück. Der Campingplatz ist sehr empfehlenswert.

Tag 18 Bolmen – Torrlösa/Svalöv
Heute scheint wieder die Sonne bei 28Grad. und wir fahren die schöne Strecke von Tag 4 Svalöv-Bolmsö wieder rückwärts. Der schönste Abschnitt liegt zwischen Tassjö Kyrka und Eket und Klippan. Tanken, Einkaufen und Rasten in Hishult, 10 km vor Knäred. Südlich von Klippan kommt der kleine Ort Bonnarp, in dem es „Lottas Cafe“ gibt, in dem wir gut eine Stunde sitzen und ausspannen. Für Micha gab es „Blåbärpaj med glass“ und für mich „Frozen Cheesecake med jordgubbar“ und två cafe med påtår. Später bestellten wir noch två gånger „Hallonsoda“.
Auf der Hanksville Farm angekommen, war die Freude bei Mats groß. Wir haben mit Mats und Stefan und dessen Frau Ann Kalops (Gulasch) gegessen. Dann haben wir wieder lange draußen gesessen und geschwatzt. Morgen wollen wir nicht weiter, sondern eine Tour in der Umgebung machen.

Tag 19 Hanksville Farm bei Torrlösa/Svalöv
Bei schönstem Wetter haben wir die Tour um Torrlösa herum gemacht und wahrhaftig die skeppssättning (Schiffssetzung) gefunden. Nicht ein einziger Wegweiser stand am Strassenrand, aber dann am Ende eines Grusvägens standen wir direkt davor. Am Abend gab es Grillbufett mit Hamburgern auf der Farm. Davor ein von Mats selbst ausgedachtes Quizz, das macht er jeden Donnerstag zum Burgerabend veranstaltet. Wir haben uns sehr nett mit Niklas unterhalten, der sehr gut deutsch sprechen kann und manchmal im Erzgebirge Motorrad fährt. Und auch mit Hans aus Kiel, der mit Svenja zusammenarbeitet und viel von seinen Touren zu berichten hatte. Wie klein die Welt doch ist! Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass mich mit Niklas viele Jahre eine Freundschaft verbinden wird. Gegen Mitternacht kamen wir dann doch noch in unsere Schlafsäcke.

Tag 22 und Tag 23 Sonntag und Montag, Heimreise von Rerik nach Dresden
Heute geht es durch Deutschland südwärts. Erstmal Richtung Magdeburg, um meinen Eltern noch einen Besuch abzustatten. Auf der Fahrt nach Magdeburg machen wir in der Marina Eldenau Rast und zum Mittagessen im Landgasthof in Winterfelde. Am Spätnachmittag kommen wir in Magdeburg an und haben einen netten Abend und Übernachtung. Am nächsten Morgen brechen wir zeitig nach dem Frühstück Richtung Dresden auf. Bei Meißen führt uns der Heimweg direkt beim Motorradhaus Honda in Zehren vorbei, wo ich bei Jonny meine Honda CB500F im jahr 2013 gekauft habe. Also schnell noch mal Hallo gesagt und die Kette reinigen lassen, bevor beide Motorräder zu Hause unter die Dusche müssen.

Die Karte im Grossformat

* Die Autorundreise 2012 durch Südschweden gind über folgende Stationen:
Dresden – Hamburg – Öresund – Malmö – Trelleborg – Ystad – Karlshamn – Karlskrona – Emmaboda – Växjö – Eksjö – Jönköping – Gränna – Rökstenen – Vretakloster – Bergs slussar – Linköping – Norrköping – Katrineholm – Mariefred (Schloss Gripsholm) – Stockholm – Uppsala – Örebro – Karlstad – Bengtsfors – Dals Langed (Götakanal) – Tisselskog (Felszeichnungen) – Göteborg – Kullabergs Narurreservat – Helsingborg – Gedser – Rostock – Berlin – Dresden.