Ans andere Ende der Welt …
… ins Land der langen weissen Wolke [ Tour Neuseeland ] führt uns unsere nächste Reise. Derzeit bereiten wir unseren 7-wöchigen Urlaubstrip nach Neuseeland vor. Die Flüge sind gebucht bei Singapore Airlines, es geht von Dresden über Frankfurt und Singapur nach Christchurch. Dort haben wir 2 Motorräder (Honda CB500X) reserviert. Der Rückflug geht dann 47 Tage später von Auckland wieder über Singapure nach Frankfurt zurück. Im Land werden wir nach der Ankunft und vor dem Rückflug einige Tage in Backpackerhostels wohnen, unterwegs wollen wir dann campen. Die gesamte Campingausrüstung auf den beiden Motorrädern mitzuführen, erfordert eiserne Disziplin, wenn es darum geht, zu entscheiden, was wir mitnehmen werden. Erprobt haben wir das bereits 2016 auf unserer 4-wöchigen Nordkapptour. Dieses Mal möchte ich die Vorbereitungen für euch dokumentieren. Ganz wichtig für uns, wir haben einen guten Strassenatlas erworben, denn dieses Mal werden wir wohl zumeist ohne Navi auskommen müssen. Außerdem haben wir ein neues Zelt gekauft, da das Alte zu voluminös im Packmass ist. Und erstmalig haben wir uns Insektennetze besorgt, um uns gegen die Sandflys zu wehren, die es auf der Südinsel vielfach geben soll. Auch ein neuer Wasserbeutel kommt mit auf die Reise, der Alte hat jetzt schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel und leckt inzwischen. Und zu guter Letzt haben wir uns auch Gedanken gemacht, was wir als Gastgeschenk mitnehmen können, sollten wir von Neuseeländern eingeladen werden. Das Motiv seht ihr hier, das haben wir auf einem Flaschenöffner mit Magnetpin verarbeitet. Und: für eventuelle Offroad-Strecken haben wir im Juli ein Endurotraining beim EnduroActionTeam in Meltewitz absolviert.
Sonntag, 10.12.2017 – Der Start …
verschiebt sich. Flug Dresden – Frankfurt mit Lufthansa wurde „cancelled“. Unsere Recherchen am Lufthansaschalter bringen den Hinweis, die Hotline der Lufthansa anzurufen. 30 min. später haben wir zumindest den Flug Frankfurt – Singapur – Christchurch auf 24h später reserviert. Also machen wir uns erst mal wieder auf den Heimweg. Als wir zu Hause ankommen, ist der reservierte Flug auf der Buchungsseite bereits wieder annulliert. Jetzt startet Micha in eine regelrechte Telefon-Orgie. Zwischen 21 und 2 Uhr hängt er verschiedentlich in der Warteschleife bei Lufthansa, dann gönnt er sich 4 Stunden Schlaf und zwischen 6 und 12Uhr geht es wieder mit Telefonieren los. Letztendlich sind es 135! Anrufe innerhalb von 10 Stunden auf unseren 3 Telefonen, welche vorwiegend in den Warteschleifen schmoren. Ungefähr 10 Telefonate später haben wir von Singapur-Airlines die Bahntickets Dresden-Frankfurt für Dienstag und die beiden Flüge Frankfurt-Singapur-Christchurch Dienstagabend bestätigt. Confirmed – Dieses Wort ist endlich das ersehnte, denn darum entbrannte der Streit zwischen beiden Airlines. Lufthansa meinte wiederholt, dass Singapur Airline den reservierten Flug bestätigen müsse, Singapur Airlines wiederum verwies hier auf die Lufthansa, da der Zubringerflug ausgefallen war. Und natürlich wollte uns Lufthansa nur auf andere Zubringer ihrer Flotte umbuchen und versuchte es auch mit dem Zwischenflug Frankfurt-Singapur. Und wollte immer eine Bestätigung der fremden Airline für deren Teilflüge, welche diese aber gar nicht geben konnte. Zu guter Letzt hatte Micha eine sehr nette Mitarbeiterin der Singapur-Airline an der Hotline und diese buchte alle Tickets neu für uns, dann fand die Odyssee ein Ende. Also machen wir uns am Dienstag morgen erneut auf den Weg, diesmal aber mit der Bahn nach Frankfurt.
Beim zweiten Versuch hat glücklicherweise alles geklappt. Zug und Flieger waren pünktlich, alle Tickets gültig, keine Gepäckkontrollen und die Biosecurity am Flughafen in Christchurch war schnell. In Frankfurt haben wir beide zum ersten Mal eine automatisierte Grenzkontrolle erlebt. Da wir in Singapur nur 2 Stunden Aufenthalt hatten, blieben wir im Transitbereich, noch ein bisschen relaxen. Donnerstag um 11Uhr traten wir in Christchurch bei tollen 22Grad Sonnenschein aus dem Airport und nun hatten wir das erste Mal das Gefühl von Urlaub.
Donnerstag, 14.12.2017 – Neuseeland und andere Galaxien
Zuerst eine Dusche und eine Stunde schlafen, danach machen wir uns zu einem Erkundungsgang in das Stadtzentrum auf – New Regent Street, Cathedral Square und ein kurzer Abstecher zum Visitor Center, das leider bereits (wegen Weihnachtsfeier) geschlossen hatte. Direkt schräg gegenüber haben wir dann die „Astro Lounge“ entdeckt, da wollten wir was essen.
Für Insider: das einzig verwunderliche war, dass der pangalaktische Donnergurgler nicht 42, sondern 60 NZ$ gekostet hätte. Ansonsten wie erwartet. Eintritt durch die Tardis, sieht ein bisschen aus als hätten die Vogonen bereits ihre Autobahn gebaut und der berühmte Star Wars-Spruch wurde zu „möge die Soße mit Euch sein“. War sie übrigens, eine exzellente scharfe Soße. Heikes „Fish and Chips“ waren wohl sehr gut, mein Burger war einfach mal aus der Karte gegriffen und daher aus versehen vegetarisch – und erstaunlicherweise auch sehr ordentlich. Und dabei waren die besten Pommes seit langem, echter Geheimtipp also.
Nachdem ich, während Heike eine Kurzwanderung machte, noch einen Wein bestellen sollte, wurde mir schlagartig klar, dass die Tardis funktioniert. Der Wein kam, bevor ich bestellen konnte. Grandios! Und das lag bestimmt nicht daran, dass Heikes Weg an der Bar vorbei führte.
Als der Wein verdunstet war, gab es noch Livemusik. Klasse, aber nicht heute. Also ins Hotel und … Gute Nacht! (Übernachtung im Hostel für 85NSD)
Freitag, 15.12.2017 – Mobilität …
… ist wichtig. Nachdem wir aus dem Tiefschlaf erwacht sind, haben wir noch den ganzen Vormittag, ehe wir die Motorräder abholen. Wir wohnen im Backpackerhostel im „AllStarsInn“ an der Baeley Street, nördlich vom Stadtzentrum, welches in 15min. zu Fuss zu erreichen ist. Auf unsere Frage an der Rezeption, wie wir am günstigsten mit den Öffentlichen zum AA kämen (das neuseeländische Pendant zum ADAC), schlug uns die nette Dame an der Rezeption vor, uns in 20 min. mitzunehmen, wenn sie Feierabend hätte. Ok, das Angebot nahmen wir an. Von dort noch einen Abstecher ins Stadtzentrum, hier haben wir dann für Mobilität Teil 1 gesorgt, eine SIM-Karte für Michas Handy, abgeschlossen bei Vodafone ( 2 Monate für 35€, 3GB, 200min, 200SMS) und für mein Handy das gleiche bei Spark für unseren gesamten Aufenthalt in Neuseeland. Und schon war es 14Uhr, wir mussten wieder zum Hostel zurück, um gegen 16Uhr mit all unseren Klamotten in der Motorradwerkstatt zu sein, in welcher unsere Maschinen, die wir für die nächsten 5 Wochen gemietet haben, gerade im Service waren. Also die Motorradklamotten angezogen, heute sind es 29Grad vollsonnig, und dann ein Taxi bestellt, denn bei den Temperaturen wollten wir nicht mit dem Gepäck mit den Öffentlichen durch die ganze Stadt.
Hier in der BMW-Motorradwerkstatt haben wir dann Teil 2 der Mobilität erledigt. Schon im Februar hatten wir uns zwei Honda CB500X reserviert, für 36 Tage summiert sich die Motorradmiete doch ganz schön, deshalb die etwas kleineren Modelle (mit der Grösse der Modelle steigen auch die Preise). Sie kosten 105NSD (1Neuseelanddollar=65Cent) pro Tag (incl. Koffer, Topcase, One-Way). Wir sollten sie aber nicht beim Vermieter abholen, der war grad auf Tour, sondern bei der BMW-Werkstatt, in welcher die Maschinen gerade gewartet wurden. Zum Schluss drückte uns der junge Mann aus der Werkstatt noch Kettenöl und 4 Gurte für die Fährüberfahrt in die Hand. Nun starteten wir auf Tour in zwei Stunden durch und um Christchurch herum, um erst einmal ein Gefühl für die Maschinen und für das Fahren auf der linken Strassenseite zu bekommen. Das ging dann auch ganz gut. Zum Abschluss des Abends gingen wir im Pub nebenan essen. Da steppte der Bär, deshalb mussten wir uns mit der Snackkarte begnügen, dazu gabs ein kühles Dunkles. (50km, Übernachtung im Hostel für 85NSD)
Samstag, 16.12.2017 – Rundtour zur Banks Peninsula
Unser Aufenthalt in Christchurch nähert sich dem Ende. Für den ersten ganzen Motorradfahrtag haben wir uns eine Tagestour ohne Gepäck, aber mit Koffern in die Banks Peninsula vorgenommen. Um 9:30 starten wir am Hostel und schauen noch einmal kurz beim BMW-Händler vorbei, denn Micha ist nicht ganz zufrieden mit seiner Vorderradbremse. Nach einigen Telefonaten wirds wohl ein Bremsscheibentausch am Dienstag in Blenheim werden. Das ändert zwar die grobe Richtung unserer Route, passt aber gut zur Wettervorhersage. Die Strecke nach Akaroa ist leicht zu finden und super kurvig, ein Traum. Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, kam uns der Hinweis auf das Cafe „Blue Duck“ gerade recht. Hier gibt es den besten Käsekuchen aller Zeiten, finden wir. Und etwas später fahren wir an Landschaften vorbei, gemalt wie Postkartenmotive. In Akaroa machen wir eine Pause an der Mole und treffen einen Motorradfahrer vom Vortag wieder. Auf dem Weg zurück rasten wir noch einmal am „Little River Diner“ und staunen über sehr alternative Übernachtungsmöglichkeiten. Wer hat schon mal in einem ehemaligen Silo übernachtet? Und das bei 30Grad tagsüber? Naja, gegen 17Uhr waren wir zurück, gingen noch kurz einkaufen und machten uns dann gemütlich eine Flasche Wein auf. (200km, Übernachtung im Hostel für 85NSD)
Sonntag, 17.12.2017 – In Richtung Westküste
Um 9:30 Uhr morgens ertönt aus dem Lautsprecher des Hostels der Hinweis, dass bitte bis 10Uhr das Ausschecken beendet sein sollte. Da hatten wir bereits die Motorräder bepackt und waren startbereit. Von Christchurch fahren wir nordwestlich nach Hanmer Springs und weiter über den Lewis Pass. In der Tiefebene sind es 30Grad mit stechender Sonne im Zenit, Anhalten bitte nur im Schatten. In den Letzten 4 Wochen hatte es in der Region um Christchurch nicht geregnet, die Einheimischen meinen, es wäre der trockenste November seit 1945 gewesen. Wenn man auf die Ebenen schaut, sieht man nur verbrannte Weiden, alles braun und strohtrocken, es ist die vierte von fünf Feuerwarnstufen ausgerufen. Viele kleine Flüsse sind ausgetrocknet oder nur noch Rinnsale.
Als wir in die Berge kommen, werden die Temperaturen erträglicher. Heute campen wir in Reefton, einer alten Goldgräberstadt. (282km, 40NSD Camping)
Montag, 18.12.2017 – Kea am Arthur‘s Pass
Nachts hatte es drei Stunden genieselt, aber heute morgen lacht die Sonne wieder vom Himmel. Wir fahren südlich bis zum Arthur’s Pass. Die Tour zum Pass erinnert mich an die Strecken in Südnorwegen, gute Straßen im Tal mit Bergmassiven an den Seiten. Auf den Gipfeln glänzt der Schnee in der Sonne. Leider ist die Straße zu stark von großen Lastwagen befahren, die Waren zwischen Greymouth und Christchurch transportieren. Oben am Pass machen wir eine Kaffeepause und haben dabei das Vergnügen, einem Kea beim Stehlen von Sandwiches zuzuschauen. Da wir in zwei Wochen noch einmal über den Arthur’s Pass kommen wollen, wenden wir uns hier oben wieder gen Westküste, um heute Abend auf der Goldsborough Campsite zu nächtigen. Als wir dort am frühen Nachmittag ankommen, ist der Platz noch fast leer. Wir haben Zeit für eine kleine Wanderung und zum Kochen. Dann noch ein Schwätzchen mit dem Zeltnachbarn (Globetrotter aus Heidelberg) und schon geht die Sonne unter und es wird kalt. (253km, Übernachtung DOC-Camping für 16NSD)
Dienstag, 19.12.2017 – Entlang der Westküste nach Süden
Das gibt schon ein ganz schönes Spektakel der Vögel am Morgen so mitten in der Natur. Auch deshalb kamen wir heute früh raus und waren schon vor 9 Uhr unterwegs. Leider hat uns das Wetter heute im Stich gelassen. Eigentlich wollten wir auf dem Weg Richtung Süden den Franz Joseph Gletscher und den Fox Gletscher anschauen, aber ab 11 Uhr regnete es derart in Strömen und unsere Visiere waren von innen so stark beschlagen, dass wir auf der Straße nichts mehr gesehen haben. So fiel die Kurzwanderung zu beiden Gletschern regelrecht ins Wasser. Als der Fox Gletscher auf dem Straßenschild angekündigt wurde, hatten wir schon 180 km auf dem Tacho und entschieden spontan, uns eine feste Unterkunft zu suchen. Vielleicht würde sich das Wetter bis morgen bessern und wir können noch zum Gletscher hoch. Kurz darauf kam das Hinweisschild zum Top10 Holiday Park in 200m weiter wie gerufen. Wir buchten eine Cabin und freuten uns, 30 min Hot Pot waren inklusive. War das ein Genuss! Im Anschluss daran machten wir uns auf in den Ort, inzwischen hatte sich auch die Sonne wieder hinter den Wolken hervorgewagt. Abendessen im Pub, ein Abendspaziergang in der Sonne, ein Becher Wein und zum Ende noch 2 Stunden quatschen mit zwei netten Bielefeldern, mit denen wir über unsere Motorräder ins Gespräch kamen und die schon zum dritten Mal in Neuseeland Urlaub machen und uns noch den ein oder anderen Tipp gegeben haben, beendeten den heutigen Tag. (183km, 75NSD Cabin auf Top10 Holiday Park, 45NSD für Mitgliedschaft Top10 Holiday Kette)
Mittwoch, 20.12.2017 – Atemberaubende Landschaften
Die beiden Jungs haben uns gestern noch den Tipp gegeben, zum Spiegelsee (Lake Matheson) zu fahren und dort den grandiosen Blick zu genießen. Das haben wir dann auch getan, allerdings war uns der Weg zum Viewpoint an der anderen Seite des Sees zu weit in unseren Motorradklamotten, so dass wir am ersten Aussichtspunkt aufgegeben haben und umgekehrt sind. Im Anschluss sind wir zum Fox Gletscher gefahren und haben dort die Gletscherfee getroffen. Sie war uns hold, so konnten wir Aussicht genießen und Fotos machen. Danach gings schnurstracks die Westküste südwärts, über den Haast-Pass (unspektakulär) am Lake Wanaka über die Cardrona Valley Road bis Queenstown. Heute hat sich der Landschaftsarchitekt übertroffen, es war alles dabei, Strecken durch den Busch, am Strand entlang, im Gebirge mit Blick aufs Meer runter (eine Kopie des Madeira-Meeresblickes), durch Norwegische Bergmassive neben in der Sonne glänzenden Seen, flaches Hügelland wie in Irland und auch Bergketten mit Serpentinen wie in den Alpen. Bis heute war ich doch sehr verhalten mit Lob über die neuseeländische Landschaft, ja sie ist schön, aber doch nicht so, dass europäische Landschaften nicht mithalten könnten. Der Arthur’s Pass entsprach so gar nicht meinen Erwartungen. Aber heute war ich völlig überwältigt, obwohl durch Norwegen schon vorgeprägt. Eine Landschaftsvariante jagte die andere. Die Tour heute war wohl die Schönste bisher, mein Streckenfavorit. Mal schauen, ob es so bleibt. (340km, Übernachtung Camping 40NSD)
Donnerstag, 21.12.2017 – Am Milford Sound
Queenstown – Te Anau – Milford Sound ergeben heute 370 Fahrkilometer. Um halb sechs wachen wir auf und beschließen, zu packen und früh loszufahren. Wieder mal im Regen geht’s am Vormittag bis Te Anau durch Tussokland, danach wird das Wetter wieder recht schön, bis wir auf dem letzten DOC-Campingplatz Cascade Creek vor dem Milford Sound aufschlagen. Schnell das Zelt aufgebaut und nun aber ohne Gepäck mal die letzten 40 km zum Milford Sound runter und schauen, ob vielleicht heute eine Bootstour besser wäre als morgen. Auf dem Weg dorthin fühlen wir uns wie in Norwegen, steile Berge mit vielen Wasserfällen und viel Grün im Tal. Auf dem Rückweg muss sich Micha geflügelter Kontrahenten erwehren, sich seines Moppeds und seiner Handschuhe bemächtigen wollen. Am Zeltplatz zurück, braten wir heute leckere Steaks, danach genießen wir den Sonnenuntergang über den Bergen. Einfach traumhaft. (370km, Übernachtung Camping für 26NSD)
Freitag, 22.12.2017 – Hinunter zur Südküste
Schon bevor der Wecker um halb sieben klingelt, sind wir wach. Der erste Blick aus dem Zelt ließ mich schockiert zurückschrecken. Das ganze Tal voller Nebel, auf den Motorrädern noch der Raureif, es war tüchtig kalt in der Nacht. Trotz der klammen Klamotten steigen wir auf die Motorräder und fahren die 45 km zum Milford Sound ein zweites Mal. Unterwegs halten wir mehrere Male, die Sonne kommt gerade hinter den Bergen hervor und es gibt fantastische Szenerien für Fotomotive. Heute Morgen wollen wir eine Rundfahrt mit dem Ausflugsboot in den Milford Sound hinein machen und haben dafür wettertechnisch optimale Bedingungen. Die Tour geht zwei Stunden und nachdem ich als Erste auf dem Schiff bin und mir einen Platz auf dem Oberdeck ganz vorn an der Reling gesichert habe, habe ich diesen auch während der ganzen Tour nicht mehr aufgegeben. Genügend Fotos sind dabei herausgekommen.
Zurück am Campingplatz bauen wir das Zelt ab, packen alles zusammen und machen uns auf den Rückweg nach Te Anau und nach einem kurzen Kaffeestopp weiter nach Süden Richtung Küste.
Hinter Manapouri wird der Verkehr sehr spärlich, wir haben auf den 100 Kilometern kaum 15 Autos im Gegenverkehr. Übrigens haben die Neuseeländer eine recht nette Regel zum Überholen, die heißt, hast du ein Auto hinter Dir, dass länger hinter dir herfährt und gleiche Geschwindigkeit hat, fahre ran und lass es überholen. Und die Neuseeländer praktizieren diese Regel auch. Gut für uns, denn an manchen Stellen kann man wegen der vielen aufeinanderfolgenden Kurven die Campervans ganz schlecht überholen. Gut auch, auf diese Regel wird häufig auf den Schildern am Straßenrand hingewiesen.
Wir machen einen Stopp in der Stadt Invercargill. Dort gibt es in einem Baumarkt eine Ausstellung sehr schöner alter Motorräder. Die wollen wir sehen, haben wir doch im Vorfeld über die Ausstellung gelesen. Was wir allerdings nicht wussten, ist die Tatsache, dass über die Indian der Film „Mit Herz und Hand“ mit Schauspieler Anthony Hopkins gedreht wurde. Das haben wir erst nach unserer Neuseelandreise erfahren und den Film mit Begeisterung angeschaut.
Als wir die Südküste erreichen, sind wir in Zac McCrackens Monkey Island. Bekannt allen, die früher mal C64 gespielt haben. Ein paar Kilometer später halten wir in Orepuki in der Taverne mit angeschlossenem Campground. Micha muss kalt duschen, dafür gibt es dann als Entschädigung Pizza und Riesling. (300km, Übernachtung Camping für 30NSD)
Sonnabend, 23.12.2017 – Gelbaugenpinguine
Während wir in der Curio Bay mit vielen anderen Leuten auf den Felsen sitzen, dem Sonnenuntergang zuschauen und auf die Pinguine warten, ist schnell erzählt, was wir heute erlebt haben. Unsere Tour führte uns heute zuerst durch Invercargill. Dort haben wir die E Hayes & Son Company besucht und die historischen Spezialmotorräder der Firma Indian angeschaut. Sehr Interessant. Danach haben wir den Einkauf für die nächsten zwei Tage erledigt, dann fuhren wir weiter zum südlichsten befahrbaren Punkt der Südinsel Neuseelands, Slope Point. Die letzten Kilometer dorthin und weiter zur Curio Bay ging es auf Schotterstrecke, die hatte es arg in sich, war nicht einfach zu fahren, so richtig grober, lockerer Kies. Durchgeschwitzt kamen wir endlich am Campingplatz an. Toller Platz schön am Sandstrand gelegen. Und ja, Micha hat sich ins Wasser getraut. Kurz vor der Dämmerung kamen dann drei Pinguine, ganz niedlich, aber zu weit weg, als dass viel zu sehen gewesen wäre. In der Bucht gab es dafür einen sehr schönen Sonnenuntergang. (170km, Übernachtung Camping für 30NSD)
Sonntag, 24.12.2017 – Heiligabend
Ja, der ist wohl heute. Nur können wir es uns gar nicht vorstellen, da die Sonne scheint und hier im Gebirge 26 Grad sind. Wir fahren von der Südküste nun nordwärts an der Ostküste hoch, in Dunedin machen wir im Stadtzentrum eine längere Kaffeepause und besprechen die weitere Route. Eigentlich wollen wir gern noch zum Mt. Cook, aber da der Weg dorthin eine Sackgasse ist und wir wieder zurück müssen, werden die Tage auf der Südinsel nicht reichen, um einen Tag in Dunedin zu verbringen und in das Albatross Wildlife Center auf der Otago Peninsula zu fahren. Schweren Herzens entscheiden wir uns, weiter zu fahren, um es heute noch in die Nähe des Mt. Cook zu schaffen. Es geht immer weiter die Ostküste hoch, ein kurzer Stopp bei den Moeraki Boulders ist erlaubt, dann drängt die Zeit. Gegen 18Uhr und 420 km weiter erreichen wir den Campingplatz in Omarama, unseren Ausgangspunkt für die morgige Tour zum Mt. Cook. An der Küste war es wegen des frischen Windes sehr angenehm mit den Temperaturen, ins Landesinnere hinein wird es immer wärmer und es überwiegen wieder trockene flache Weidelandschaften, umgeben vom kargen Gebirge der neuseeländischen Alpen.
In Vorbereitung der Reise hatte ich mir einige Routen herausgesucht, die ich gern fahren würde. Unter anderem war die Old Dunstan Road mit dem Dansey’s Pass darunter, Gravelroad mit tollen Aussichten. Der Einstieg wäre hier in Duntroon oder auf der anderen Seite in Naseby gewesen. Inzwischen sind wir aber von den Gravelroads nicht mehr begeistert, der Schotter ist zu grob und damit echt schwer zu fahren und das Wetter ist zu trocken, da weht die Staubfahne dem Hintermann lange ins Visier. Deshalb bleibt hier an dieser Stelle nur das Foto zur Erinnerung an die Pläne. Auf unserer Reise bleibt uns Douglas Adams erhalten, nach der Astrobar in Christchurch bekamen wir heute in Omarama den Zeltplatz Nr. 42. Kann ja wohl kein Zufall sein! (420km, Übernachtung Camping Top10 Holiday für 37NSD)
Montag, 25.12.2027 – Mount Cook
Heute brauchen wir unser Gepäck nicht zusammenpacken, wir kommen am Abend wieder auf den selben Campingplatz zurück. Der Weg zum Mt. Cook führt 40km nordwärts schnurstracks geradeaus, dann noch 50km am Ufer des Lake Pukaki entlang. Je weiter wir vorankommen, desto mehr gehen vereinzelte Tropfen in Regen über. Am Fuße der Berge ist alles nebelverhangen im Regen, trotzdem können wir die Gletscher erkennen. Das einzige geöffnete Cafe ist total überfüllt. An eine Wanderung ist nicht zu denken. Nach einem leckeren Cafe Latte machen wir uns (immer noch im Regen) auf die Rückfahrt. Inga hatte uns heute morgen den Tipp gegeben, hier in der Nähe den Steam Punk in Oamaru anzuschauen, leider sind wir dort gestern nach 17 Uhr schon vorbeigekommen, noch einmal zurück wäre ein Umweg von 220 km return. Auf dem Campingplatz zurück wollen wir sehen, wie die Neuseeländer Weihnachten feiern. Da schaue ich im Vorbeigehen in eine Cabin und sehe doch dort einen künstlichen Weihnachtsbaum aufgestellt. Auf dem Campingplatz! In einer Holzhütte! Und sonst tragen hier viele Leute Weihnachtsmannmützen und grüne Pappkronen, oft auch das Personal in den Supermärkten. Wir antworten da ganz konkret mit unserer Sandfly-tauglichen Kopfbedeckung. (210km, Übernachtung Camping Top10 Holiday für 37NSD)
Dienstag, 26.12.2017 – Tourist Scenic Route 72
Regen. Hagel. Nebel. Kälte. Den ganzen Tag, seitdem wir den Campingpatz in Omarama verlassen haben. Noch einmal fahren wir am Lake Pukaki am Abzweig zum Mt. Cook vorbei, da haben die Selfieknipser heute keine Chance. Es regnet ununterbrochen, zwischendurch sehen wir Schnee am Strassenrand, gefühlt liegen die Temperaturen zeitweise unter 5 Grad. Als wir das erste Mal anhalten, um uns Regenjacke und zusätzliche Pullover anzuziehen, kaufen wir fangfrischen Lachs für mich heute Abend, auch wenn wir noch nicht wissen, wo wir am Abend sein werden. Dann ziehen wir unsere Kurven, ab und zu gibt es ein Wolkenloch und wir erhaschen einen kurzen Augenblick auf die schöne Berglandschaft ringsherum. Nach 170 km machen wir eine Kaffeepause und haben die Gelegenheit, uns mit Weihnachtsbaum zu verewigen. Da wir uns auf der heutigen Strecke keine Sehenswürdigkeiten zum Anschauen vorgenommen haben, halten wir nicht weiter zwischendurch, sondern ziehen durch, um anzukommen, an einem gemütlichen Ort, von dem wir morgen den Arthur‘s Pass vom anderen Ende anfahren können. Am einzig möglichen Campingplatz mit Hütten sind keine mehr verfügbar, alle sind bereits vorgebucht. Also weiter. Der letzte Campingplatz (Dusche und Küche sind Bedingung bei solch starkem Regen) hat beides trotz Erwartung nicht. Wir fahren weiter und schon geht es bergauf ins Gebirge. Das hatten wir eigentlich so nicht geplant, denn im Gebirge wird es auf den Campingplätzen noch kälter, weil sie höher gelegen sind und die 170 km durchs Gebirge hindurch schaffen wir heute keinesfalls mehr. Also entscheiden wir uns schweren Herzens, umzukehren, zurückzufahren und andere Alternativen zu versuchen. Wir fragen an einem Hotel nach freien Zimmern. Alles ausgebucht. Wir checken AirB&B in der Umgebung. Alles ausgebucht. Verzweifelt folgen wir dem Hinweis des Wirts im Hotel und versuchen es 100m weiter im YHA Smylies Hostel und werden fündig. Hurra, ein nettes Zimmer mit Dachschrägen, Kamin im Aufenthaltsraum und japanischer Holzbadewanne. Micha geht noch schnell Wein und sein Abendessen besorgen, während ich den frischen Lachs zubereite. Dann setzen wir uns an den Kamin und wohnen. (350km, Übernachtung für 75NSD)
Mittwoch, 27.12.2017 – The Circle is closed
Es ist genau wie in der Literatur beschrieben, nach einem heftigen Regenguss dauert es nicht lange und die Sonne scheint wieder. Trotzdem war es noch unter 10 Grad, als wir heute über den Arthur‘s Pass gefahren sind. Da haben wir die Runde geschlossen. Haben im gleichen Cafe am Pass gesessen und dem Kea zugeschaut, wie am dritten Tag unserer Rundreise. Das Highlight heute war der Panoramazug der KiwiRail, zum Teil mit offenen Wagen, der von Christchurch über den Arthur‘s Pass nach Greymouth fährt. Der Zug fährt auf Schmalspur, wie scheinbar das gesamte Schienennetz in Neuseeland. Gern wären wir eine Strecke mit dem Panorama-Zug mitgefahren, aber die Preise sind exorbitant hoch. Und was dann mit den Motorrädern machen? Als wir in Greymouth rast machten, lief der Zug gerade ein und wir konnten eine Weile dem Trubel zuschauen. Kurze Zeit später sind wir an der Westküste nach Norden weitergefahren und haben uns in Punakaiki die Pancake Rocks angeschaut. Diese sind wirklich imposant, zu sehen auf einem kleinen Rundgang oneway. Dann war es auch schon wieder Zeit, nach einen Schlafplatz Ausschau zu halten, den haben wir heute in Charlston auf dem Campingplatz gefunden. (266km, Übernachtung Camping für 30NSD)
Donnerstag, 28.12.2017 – Abel Tasman National Park
Was wäre wichtig, um es für den heutigen Tag zu erwähnen? Manchmal hat man nur Tage, an denen man nicht viel erlebt, die aber zur Streckenverbindung notwendig sind. Wir sind heute knapp 270 km von der Westküste zum Abel Tasman National Park nach Marahau auf den Old Mc Donalds Farm Holiday Park gefahren. Ich würde sagen, davon waren 250 km tolle Kurven. Ihr könnt euch vorstellen, wie da das Herz eines Motorradfahrers vor Freude hüpft. Und das Wetter hat ebenfalls gepasst. Abends haben wir es uns direkt am Meer gut gehen lassen. Zurück auf dem Campingplatz saßen wir noch bei einem Glas Wein und sind dann auf den Rundgang in den Wald, um Glowworms zu sehen. Und wir haben sie wirklich gesehen, nicht in einer Höhle, sondern im dunklen Wald. Beindruckend! (278km, Übernachtung Campingplatz Old Mc Donalds Farm für 36NSD)
Freitag, 29.12.2017 – Wattwanderung bei Farewell Spit
Da wir auf dem Old Mc Donalds Farm Holiday Park zwei Nächte gebucht haben, können wir heute lange schlafen, ehe wir ohne Gepäck an die Nordspitze der Südinsel Neuseelands aufbrechen. Hier in Marahau, am Tor zum Abel Tasman National Parc wird alles angeboten. Walking Tracks, Kajakfahrten, Windsurfing, Wassertaxis, Horsetracks, alles, was das Herz begehrt. Wir entscheiden uns aber für die Motorradtour an die Inselspitze. Es sind 100 km schönste Kurven bis Farewell Spit und dort tauschen wir die Motorradklamotten gegen Straßenkleidung und machen uns auf eine Strandwanderung. Oder besser gesagt, eine Wattwanderung, da gerade Ebbe ist und wir so an unsere Wattwanderung bei Amrum erinnert werden. Bei brennender Sonne sind wir ordentlich eingecremt und kopfbedeckt. Auf dem Rückweg zum Campingplatz fällt mir wieder mal auf, dass Neuseeland kein Land für Fahrradfahrer ist. Ich habe praktisch noch keinen einzigen Radweg gesehen, die Radfahrer teilen sich die Straße mit den Autos und das ist für sie kein Zuckerschlecken, da überall sofort nach dem Ortsausgang eine Geschwindigkeit von 100km/h gefahren werden darf. Wir haben Radfahrer gesehen, die haben sich einen breiten Stock, deutlich markiert, hinten quer aufs Gepäck geschnallt, um den Autofahrern den gewünschten Mindestabstand zu signalisieren. Und hier sind selbst die großen Überlandrouten nur zweispurig ausgebaut. Wohl deshalb sieht man in Neuseeland auch nur ganz wenige Radfahrer. Am dritten Tag unserer Reise hatten wir einen deutschen Auswanderer getroffen, der mit Fahrrad unterwegs war und gerade aus Asien kam. Der schimpfte wie ein Rohrspatz darauf, dass in Neuseeland praktisch links und rechts der Straße jedes Landstück eingezäunt ist. Ist eben alles Weideland und es soll ja kein Schaf auf die Straße vors Auto laufen. Aber ja, es ist so, dass praktisch alles eingezäunt ist. Schade. Uns ist es egal, wir bleiben auf der Straße und wild campen ist eh nicht erlaubt. Morgen brechen wir auf Richtung Marlborough Sound, noch haben wir keinen Campingplatz, aber das wird schon, trotz Weihnachtszeit und Schulferien hier. (210km, Übernachtung Campingplatz Old Mc Donalds Farm für 36NSD)
Sonnabend, 30.12.2017 – In den Marlborough Sounds
Wie stark die Gegensätze doch sein können. Im Süden sind uns auf einigen Hauptstraßen auf einer Etappe von 100 km kaum 10 Autos entgegengekommen, hier im Norden der Südinsel sind es Autoschlangen, die uns entgegenkommen bzw. in denen wir mitfahren. Wir sind auf dem Weg vom Abel Tasman National Park über Nelson in Richtung Picton und wollen heute gern im Kenepuru Sound übernachten. Eigentlich wollten wir für die zwei Nächte über Silvester vorbuchen, haben aber nur noch eine Nacht reservieren können. Also versuchen wir es auf gut Glück, obwohl es während der Weihnachtsferien schwierig ist. Inmitten des Konvois schlängeln wir uns durch Nelson in die Berge, während es zu regnen beginnt. Wir müssen anhalten, da Michas Rukkajacke durchlässig ist und die Regenjacke drüber muss. Bei meinen Daytonastiefeln kann ich nichts mehr machen, die haben vor einigen Tagen das Zeitliche gesegnet, der Reißverschluss ist defekt und ich muss mit offenen Stiefeln fahren. Wenn mal wieder Starkregen angesagt wird, werden wir sie mit Panzertape zukleben. In Havelook machen wir Kaffeepause, schauen nochmal auf die Karte. Beinahe hätten wir den Abzweig zum Queen Charlotte Drive verpasst. Gerade noch rechtzeitig biegen wir ab und dann wird uns klar, dass wir um ein Haar einen riesigen Umweg über die 6 nach Picton gemacht hätten. In Linkwater führt eine kleine, gewundene Straße in den Kenepuru Sound hinein und hier fahren wir eine geschlagene Stunde kleinste Kurven, bis die Straße nach ca. 35 km zu Ende ist. Während wir fahren, merke ich, dass Micha immer unruhiger wird, es taucht einfach kein Campingplatz auf. Dann endlich, als wir schon nicht mehr daran glaubten, ein Hinweisschild. Wir biegen auf die Gravelroad ab, kämpfen uns durch, endlich ein Hinweis, aber es ist alles vorgebucht, kein Platz frei. Weiter geht die Suche. Zum Schluss ist es der letzte Campingplatz an der Straße, auf dem wir unterkommen. Wir haben nichts eingekauft, der nächste Laden wäre wieder 50km zurück. Da werden wir wohl heute auf unsere Notreserve, Nudeln mit Tomatensoße, zurückgreifen. (210km, Übernachtung DOC-Campingplatz Kenepuru Sound für 16NSD)
Sonntag, 31.12.2017 – Picton
Heute morgen fuhren wir dann die schöne kurvige Strecke aus dem Kenepuru Sound wieder zurück und checkten gleich in unserer nächsten Unterkunft auf der Strecke nach Picton ein, dem Smiths Farm Holiday Park. Schnell haben wir das Zelt aufgebaut und fahren weiter nach Picton, immer den Queen Charlotte Drive weiter bis ins Zentrum. Dort stellen wir die Motorräder ab, ziehen Zivilklamotten an und schlendern durch das Städtchen. Für das Event heute Abend ist die Band gerade am Soundcheck. Für den heutigen Silvesterabend erstehen wir noch eine Flasche Wein, dann fahren wir zurück und machen es uns auf dem Campingplatz gemütlich mit Pizza und Wein und vielleicht später noch mit Glowwormwanderung! Guten Rutsch!
Neujahrsmorgen: Aus der Glowwormwanderung ist nichts mehr geworden, es hat nachts geregnet. Dafür haben wir den Silvesterabend mit sehr netten deutschen Auswanderen verbracht, die auf dem Campingplatz den Pizzaofen betreiben. Bis nach Mitternacht haben wir dann mit Maria und Joachim zusammengesessen, die seit drei Jahre in Shanghai leben und arbeiten und gerade mit ihren Kindern Urlaub hier machen. Was für interessante Gespräche! Wir haben sie eingeladen, uns in Dresden zu besuchen. (92km, Übernachtung in Linkwater, Smiths Farm für 36NSD)
Montag, 01.01.2018 – Am Neujahrstag auf Inseltransfer
Heute Morgen waren wir natürlich absolut verkatert nach der einen Flasche Wein zu zweit und dem akustik- und lichtfreien Feuerwerk auf dem Campingplatz, so dass wir zum Frühstück noch mit der netten Familie aus Shanghai gefrühstückt haben und uns dann auf den Weg zur Fähre gemacht haben, noch ein letztes Mal der tolle Queen Charlotte Drive. Die Fährüberfahrt von Picton nach Wellington war während der 4 Stunden sehr entspannt und die notwendige Übernachtung in Wellington hatten wir ja schon übers Netz vorgebucht, so dass wir auch gleich ein Ziel hatten. War es heute morgen in Picton noch recht bedeckt, strahlte in Wellington am Nachmittag die Sonne, ein wirklich schönes Willkommen auf der Nordinsel für uns. (50km, Übernachtung Top10 Holiday Camp für 45NSD)
Dienstag, 02.01.2018 – Wellington City pur
Eigentlich hatten wir die Schlafsäcke, Isomatten und Klamottentaschen bereits gepackt, als ich zu Micha meinte, wir könnten doch einfach spontan noch einen Tag länger hierbleiben und Wellington anschauen. Er schaute ein wenig überrascht, war aber sofort einverstanden. Das Zelt stand ja noch und die Verlängerung war problemlos möglich. Bevor wir aber in die City fuhren, haben wir noch einen kleinen Umweg gemacht. Auch hier in Neuseeland ist ein Ableger von Touratech vertreten und das Team wollten wir besuchen.
Zur Info für alle, die Touratech nicht kennen, das ist ein Ausrüster für Motorradzubehör, vor allem von Weltreisenden und Offroadfahrern geschätzt. In Deutschland gibt es mehrere Niederlassungen, die Niederlassung Ost ist in Dresden nahe bei meinem Arbeitsweg in Dresden Plauen beheimatet und Micha und ich fahren oft dort vorbei. Und das nicht nur, weil wir unsere Motorräder dort warten lassen, sondern weil das Team um Robert und Jens uns immer fachlich super berät und sie immer für ein kurzes Gespräch Zeit haben. Leider war aber die Niederlassung in Wellington heute geschlossen, so dass wir morgen einen zweiten Versuch starten, ehe wir Richtung Norden aufbrechen.
So ziemlich die meiste Zeit des Tages haben wir dann im Nationalmuseum Neuseelands, Te Papa, verbracht. Der Eintritt ist frei, demzufolge ist auch der Besucheransturm entsprechend. Im Übermut habe ich mich nach einer deutschsprachigen Führung erkundigt und wir mussten nur 10min. warten, dann hatten wir unseren persönlichen Guide für 1,5 Stunde Führung. Genial. Anil Kuman ist Inder und spricht hervorragend deutsch. Und er hat uns die interessantesten Dinge über die Sitten und Gebräuche der Maoris erzählt. Zum Beispiel, wie die Tätowierungen gemacht werden und was sie bedeuten. Im Anschluss dann noch ein kleiner Innenstadtbummel und schon nahte der Abend. Auf der Suche nach dem optimalen Weg zum Campingplatz sind wir dann noch in einem Park hoch über der Stadt mit herrlichsten Aussichten gelandet. (64km, Übernachtung Top10 Holiday Camp für 45NSD)
Mittwoch, 03.01.2018 – Langeweile auf der A1
Nachdem wir heute morgen zuerst Motopart in Wellington als Touratech-Partner besucht haben, ist unser nächstes Ziel Whanganui, an der Westseite der Nordinsel gelegen. Beide Ausfallstraßen nördlich von Wellington sind stark befahren und recht eintönig. Da wir zumindest im letzten Teil unserer heutigen Strecke schöne Landschaft und ruhige Straßen haben möchten, biegen wir auf eine kleine Nebenstraße ab und werden mit grandiosen Ausblicken belohnt. Bei 28 Grad in der Sonne schmoren wir ganz schön und Stück für Stück entledige ich mich Teilen meiner Schutzbekleidung. Die nächsten drei Nächte werden wir hier in Whanganui bleiben und Tagestouren machen. Jetzt gehen wir aber erst mal in den Pub, der Hunger ruft. (255km, Übernachtung im Hostel Hikurangi StayPlace für 72NSD)
Donnerstag, 04.01.2018 – Den Whanganui River entlang …
… findet man die „Bridge of Nowhere“. Als ich das erste Mal davon hörte, meinte ich, dies wäre ein Spaßname, aber nein, die Brücke wird in allen Karten so bezeichnet. Leider ist sie nur per Boot (50km) ab Pipiriki und dann noch 40 min zu Fuß erreichbar, so dass es für uns mit den Motorradklamotten ausfällt. Außerdem soll es heute regnen, wer will da schon eine 4-stündige Bootstour (ohne Dach) machen? Aber interessant hört es sich an. Wir fahren die Strecke bis Pipiriki, um uns das mal anzuschauen, vielleicht machen wir die Tour ja doch? Aber vor Ort ist niemand, wahrscheinlich wegen des angesagten Regens. Dann fahren wir eben weiter. Unterwegs sehen wir unzählige Bienenstöcke mitten im Feld, im Wald, an der Straße. Da halten wir Ausschau und sehen sie, die Pflanze der Pflanzen. Manuka. Hier werden die Pollen in großen Mengen von vielen fleißigen geflügelten Helfern gesammelt. Wenn möglich, wollen wir nächste Woche am East Cape noch mehr über die Verarbeitung der Manuka-Pflanze erfahren. Als Highlight haben wir uns heute die Aussicht vom Mt. Ruapehu auf die Ebene vorgenommen. Wir fahren in den Tongariro National Park bis zum Ende der Straße, dem Startpunkt der Mehrtages-Walking-Tracks. Von hier ist die Aussicht grandios. Als wir wieder runter fahren, beginnt der vorhergesagte Regen und begleitet uns bis in unser Hostel. (253km, Übernachtung im Hostel Hikurangi StayPlace für 72NSD)
P.S. Der Whanganui River ist ziemlich braun, der Grund vom Schlamm aufgewühlt. Vor unserer Reise hatte ich zwar von Giardia-Parasiten in den Gewässern und Flüssen in den Nationalparks gehört, aber nichts davon, dass Neuseeland ein Fäkalienproblem hat (Neuseelands Fäkalienproblem | Schaffhauser Nachrichten (shn.ch)). Jetzt, wo ich es weiß, möchte ich nicht mehr in den Gewässern baden. Daraus zu trinken, hatte sich sowieso von vornherein verboten.
Michas P.S. Vor Pipiriki waren wir in einem Maori–Cafe. Zumindest deutet der Eingang darauf. Und irgendwie ist die Welt ja doch ein Dorf. Wahrscheinlich kennt die Maori-Großmutter unsere Käte-Großmutter persönlich. Zumindest gibt es dort die absolut originalen Käte–Weihnachts–Butterplätzchen. Sehr mmmmammpppffflig….
Freitag, 05.01.2018 – Ein Tag zum Ausruhen
Das haben wir uns so vorgenommen, mal einen Tag (fast) nichts zu machen, nur relaxen. Ganz ohne Nichtstun ging es dann aber doch nicht, denn nach dem Frühstück wollten wir noch mit dem Fahrstuhl von 1922 auf den Aussichtsberg am Ort und über die Stadt schauen. Daraus ist ein klitzekleiner Stadtrundgang geworden, bis dann ab Mittag der Regensturm einsetzte und wir schnell zurück zur Herberge sind. Danach war dann wirklich Nichtstun angesagt und auch ein bischen Ausrüstungspflege und Planung der weiteren Etappen. (0km, Übernachtung im Hostel Hikurangi StayPlace für 72NSD)
Sonnabend, 06.01.2018 – Der Forgotten World Highway und die Republic of Whangamomona
Über den Forgotten World Highway hatte ich schon lange vor Beginn unserer Reise gelesen und damals gedacht, dass es abenteuerlich sein müsste, ihn zu fahren. Von der Republic of Whangamomona wusste ich bis vor Kurzem noch nichts. Von Whanganui aus starten wir heute morgen bei bewölktem Himmel, aber es ist trocken. Die ersten 90 km geht es Richtung Mt. Taranaki, leider ist er aber völlig in der Wolkenschicht verschwunden, so dass wir ihn nicht sehen können. Wir wollen nicht warten, bis der Himmel aufklart, das könnte ja auch erst morgen oder übermorgen sein. So biegen wir jetzt wie geplant auf den Highway 43 ab, der auch der Forgotten World Highway genannt wird. Er verspricht 150 km schönste Kurven. Diese Versprechung hält er auch und das in toller Landschaft. Nach etwa 60 km kommen wir in Whangamomona an, ein kleiner Ort mit 10 Häusern und einem Hotel in der Ortsmitte. Hier holen wir uns den Einreisestempel in die Republic of Whangamomona und machen Mittag. Dabei passiert es wie schon so häufig, wir werden von einheimischen Motorradfahrern angesprochen und plaudern mit ihnen über woher, wohin, Pläne, Strecken und vieles mehr. Inzwischen strahlt die Sonne wieder in ihrer vollen Pracht und wir nehmen die restlichen Kurven und das Stück Schotterpiste und den einspurigen Tunnel unter die Reifen. Gegen 17 Uhr sind wir nach Einkauf und Tankstop am heutigen Homestay.(280km, 65NSD Übernachtung in Taumarunui Grandad’s Cottage)
Sonntag, 07.01.2018 – Der Krater mit dem Blub …
… war heute unser erstes Ziel, nachdem wir aus Grandad’s Cottage, unserer gestrigen Bleibe, losgefahren sind. Leider zeigte sich das Wetter neblig, diesig und regnerisch. Das war wohl auch der Grund dafür, dass wir den Abzweig verpassten und erst mal 20 km in die falsche Richtung fuhren und es erst merkten, als der Lake Taupo auf einmal auf der falschen Seite auftauchte. Aber das ließ sich ja leicht korrigieren. Huka Falls und Craters of the Moon gleich in der Nähe von Taupo standen als Touristische Highlights heute auf unserem Programm. 25 km südlich von Rotorua sind wir dann nach Osten abgebogen, um hier unsere Tour um das Eastcape zu beginnen. Ein kurzer Kaffee-Stopp am Weg in einem durch Maori geführten Cafe gibt erste Eindrücke des vor uns liegenden bevölkerungsarmen Gebietes, welches vorwiegend von Maoris bewohnt sein soll. Heute campen wir in Murupara im Motorcamp, bevor wir morgen durch den Te-Urewera-Nationalpark fahren werden. (254km, 20NSD Übernachtung Camping)
Montag, 08.01.2018 – Te Urewera and Lake Waikaremoana
Nach einer anfänglich schlaflosen Nacht waren wir bereits um 7 Uhr munter und hörten es aufs Zeltdach nieseln. Bis Mitternacht hatte die ältere Dame der Rezeption des Campingplatzes dem Alkohol zugesprochen und laut telefoniert, bis Micha die Nase voll hatte, aus dem Zelt stiefelte und ihr lautstark die (englischen) Leviten las. Dann war Ruhe. Von Regen war doch aber für heute nichts vorhergesagt. Also ließen wir uns mit dem Frühstück Zeit und starteten 9:30Uhr. Nach kurzer Zeit wurde es kurvig und der Straßenbelag fehlte. Ja, heute sind wir ca. 70 km Gravelroad gefahren, die Waikaremoana Road durch den Nationalpark Te Urewera am Lake Waikaremoana vorbei. Da hier im Gebiet Bay of Plentry vor zwei Tagen ein Unwetter gewütet hatte, lagen viel herabgestürztes Gestein, abgebrochene Bäume und Schlamm auf dem Weg, was das Fahren auf der Schotterpiste noch um einiges erschwerte. Aber wir haben es ja so gewollt und da zu guter Letzt auch noch die Sonne herauskam, war alles bestens. Trotz einiger böser Streckenabschnitte sind wir beide auf den Maschinen oben geblieben, obwohl das Gravelroad-Fahren mit einer überladenen CB500X nicht wirklich einfach ist.
Am Lake Waikaremoana gab es in Ermangelung eines Kaffee’s für jeden ein Eis, dann fuhren wir über Waiaroa Richtung Gisborne und campen heute in Morere Tearooms&Campingground. (205km, Übernachtung für 36NSD)
Dienstag, 09.01.2018 – The longest Wharf, Saint Mary‘s Church and Te Araroa
Gestern haben wir noch lange mit Martin, ein Aussteiger aus Bayern, gequatscht und sind so heute erst am späten Vormittag in Richtung East Cape losgekommen. Bei 31 Grad brennt die Sonne auf uns nieder, als wir uns heute den längsten Pier Neuseelands (660m lang, 1929 gebaut) in Tolaga Bay anschauen. Nach einem leckeren Picknick zieht sich die Strecke zum nordöstlichen Ende der Nordinsel zäh hin, Kilometer um Kilometer ziehen wir unsere Kurven. Endlich kommt sie in Sicht, Saint Mary‘s Church in Tikitiki (gebaut 1924) und ganz lieblich anzusehen. Unser Ziel ist nun nicht mehr so weit, 30 Kilometer, dann sind wir in Te Araroa und bestaunen den ca. 600 Jahre alten (Te Waha-o-Rerekohu) pohutukawa tree. Es ist bereits 16 Uhr durch und wir wollen heute nicht mehr weiter. Gut, dass es einen Campingplatz in Hicks Bay gibt, den steuern wir an und bezahlen für eine Nacht. Vom Platz können wir in nur 300 m am Südpazifik sein. Die Temperaturen treiben uns regelrecht ins Wasser und wir genießen es. Wie auch gestern schon schauen wir uns bei Einbruch der Dunkelheit den Sternenhimmel an. Einfach fantastisch. Kreuz des Südens und sogar die Milchstraße sind zu sehen. (242km, Übernachtung Camping Hicks Bay für 32NZD)
Mittwoch, 10.01.2018 – Manuka Oil and Honey Manufacture
Kurz vor dem Campingplatz in Hicks Bay haben wir gestern die Manuka Oil&Honey Manufacture gesehen, da wollen wir heute morgen gleich als erstes hin. Am East Cape gibt es viele kleine Manufakturen, die die Manukapflanze in vielfältiger Form verarbeiten. Im Cafe auf dem Gelände kann man Honig, Öl, Seifen, Cremes und mehr erwerben. Natürlich erstehen wir ein paar Mitbringsel für unsere Lieben zu Hause. Weiter fahren wir dann die Küstenstraße entlang bis hinter Whakatane, bei 30 Grad ist es an der Küste mit einer frischen Brise sehr erträglich. Unterwegs gibt es viel Landschaft zu sehen und am Nachmittag suchen wir uns einen kleinen Campingplatz direkt am Südpazifik, in Pikowai, kurz vor Tauranga. Und wieder stürmen wir gleich nach Zeltaufbau in die Fluten. Jetzt sitzen wir an den Dünen und lauschen der Brandung bei einem Becher Rotwein. (240km, Übernachtung für 16NSD)
Donnerstag, 11.01.2018 – Auf dem Weg zum Coromandel Forest Park
Weil der Campingplatz direkt hinter den Dünen lag, bin ich früh noch vor 6Uhr an den Strand, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Einfach schön. Aus diesem Grund sind wir heute auch schon vor 8 Uhr losgefahren und haben unterwegs gefrühstückt. Die restliche Strecke zur Coromandel Peninsula ging recht zügig, auch wenn wir uns auf der Suche nach einem Zeltplatz ziemlich verfahren haben. Hier in Tairua wollen wir wieder 2 Nächte bleiben. Eigentlich sollte es ein ziemlich relaxter Nachmittag werden, aber dann schaute Micha ins Netz nach den Zeiten für Ebbe und Flut zwecks Besuch der Cathedral Cove. Heraus kam, dass der Zugang nur für ein dreistündiges Zeitfenster um den Tidezeitpunkt herum gewährt wird, das war heute zwischen halb vier und halb sieben. Also wurde nichts aus dem relaxten Nachmittag, zur Cathedral Cave wollten wir unbedingt. Später am Campingplatz zurück haben wir Anca kennengelernt, seit 16 Jahren nach Neuseeland ausgewanderte Rumänin. Beim Wein haben wir noch lange vorm Zelt gesessen und gequatscht. Da war es dann schon wieder dunkel, als wir das Zelt einräumten. Es ist schon erstaunlich, wie häufig ich als motorradfahrende Frau angesprochen werde. Maorifrauen im Supermarkt winken mir zu, Verkäuferinnen in der Manukamanufaktur sind erstaunt, als sie sehen, dass ich selbst fahre. Schon mehrmals kamen Neuseeländerinnen auf mich zu, um ein Gespräch anzufangen und irgendwie funktioniert das dann in Englisch doch besser als gedacht.(270km, Übernachtung Camping Tairua auf Coromandel für 32NZD)
Freitag, 12.01.2018 – Coromandel, eine runde Sache
Um den starken Verkehr auf der Rundstraße der Coromandel Halbinsel zu umgehen, sind wir heute wieder früh los. 7:30 Uhr waren wir startklar und zu dieser Zeit waren mit uns nur ganz wenige andere Autos unterwegs. Im zügigen Tempo ziehen wir unsere Kurven bis ans nördliche Ende der Halbinsel. Als die Straße in Schotterweg übergeht, ist für uns Schluss. Bei Temperaturen um 30 Grad und totaler Trockenheit wären diese zu staubig zum Fahren. Stattdessen kehren wir ein paar Kilometer zuvor im Örtchen Colville in einem netten Cafe ein. Übrigens ist es in Neuseeland durchaus üblich, seinen eigenen Alkohol ins Cafe oder Restaurant mitzubringen und dort zu trinken. Die Lokale haben dann meist keine Alkohollizenz und weisen auf den Schildern mit BYO (Bring Your Own) darauf hin. Vor einigen Tagen hat es auf der Nordinsel eine Sturmflut gegeben, auf der Westseite der Coromandel Halbinsel sind Teile der Straße weggespült und deswegen gibt es vielfach einspurige Strecken. Am frühen Nachmittag schließen wir die Runde, sind am Campingplatz in Tairua zurück und relaxen.
Samstag, 13.01.2018 – Treffen in Rotorua
7:15 Uhr. So früh waren wir in diesem Urlaub noch nie „On the Road“. Um diese frühe Zeit war es total leer auf den Straßen und die 215 km bis Rotorua hatten wir schon zur Mittagszeit bewältigt. Wie zu erwarten, ist der check-in im Hostel erst ab 14 Uhr möglich. Deshalb lassen wir die Motorräder vor dem Hostel zurück und schlendern durchs Stadtzentrum. Bei einer leckeren Pizza betreiben wir Sozialstudien und freuen uns auf heute Abend. Gegen 17Uhr werden wir Falko und seine Gruppe treffen, die derzeit ebenfalls mit Motorrädern durch Neuseeland unterwegs sind und mit denen wir heute Abend gemeinsam eine Veranstaltung in einem Maoridorf besuchen wollen.
Einige Stunden später haben wir einen wunderbaren Abend mit Falko und Olaf und den anderen Motorradfahrern aus Sachsen im Maoridorf verbracht. Es war ein großartiges Erlebnis. Wir waren auf dem Gelände des Geothermalfeldes mit Namen Whakarewarewa, das gleichzeitig auch einen Maoristamm bezeichnet. Dort haben wir an einer Begrüßungszeremonie, Tanzdarbietungen und Erläuterungen zu Sitten und Gebräuchen der Maoris teilgehabt. Zum Abschluss gab es ein traditionelles Hāngi und die Besichtigung des Geothermalfeldes. Danach haben wir noch vor dem Hotel bis kurz vor Mitternacht über Gott und die Welt gequatscht und fallen völlig erledigt ins Bett. (215km, Übernachtung im Hostel Kiwi As Guest Familienzimmer für 116NZD)
Sonntag, 14.01.2018 – Zwischen Schwefeldämpfen …
… wollen wir heute unsere Wege suchen. Da wir eine zweite Nacht in Rotorua bleiben, können wir heute wieder ohne Gepäck unterwegs sein und unsere Motorradklamotten (Stiefel, Helme, Jacken, Hosen usw.) in den Seitenkoffern verstauen, wenn wir unterwegs sind. Das Wai-O-Tapu Thermal Wonderland ist heute unser Tagesziel. Nicht weit entfernt, nur 25 km südlich von Rotorua, aber man kann sehr viel Zeit darin verbringen. Nach einem Frühstück im Cafe sind wir erst 11 Uhr abfahrbereit, und nein, wir waren nicht in diesem Fancy Meow Cat Cafe, fanden es aber während unserer Suche nach einem Frühstück, es war aber noch geschlossen. Vor Ort im Thermal Wonderland finden wir wie (fast) immer für unsere Motorräder einen Parkplatz auf den Sperrstreifen direkt vor dem Eingang. Beim Rundgang durch das Gebiet riecht es schwefelig, dafür schillert es in allen Farben und dampft so vor sich hin, was das Zeug hält. Uns hat es sehr gefallen und mich haben die Schwefelquellen stark an den Yellowstone Nationalpark erinnert.
Montag, 15.01.2018 – Wieder an die Ostküste
Gestern Abend saßen wir noch lange und haben überlegt, was machen? Laut Wettervorhersage soll eine großflächige Regenfront von Nordwesten über die gesamte Nordinsel kommen. Das bedeutet, nördlich von Auckland, genau da, wo wir ab heute eigentlich hin wollen, wird es drei Tage stark regnen. In der Mitte der Nordinsel ebenfalls. Die geringste Regendauer wird es im Osten geben. Unseren Plänen a) Tölpelkonie am Muriwai Beach und b) Tāne Mahuta im Redwood Forest und c) Hundertwassertoilette in Kawakawa, alles nördlich von Auckland, für die nächsten 4 Tage geplant, stehen drei Wünsche im Gebiet südlich von Auckland entgegen. Und das sind 1) Tölpelkolonie am Cape Kidnappers bei Napier und 2) Kiwi anschauen in der Nähe von Waitomo und 3) eine Bootsfahrt durch die Waitomo Glowworm Caves. Bei Gleichstand gewinnt das gute Wetter, meint Micha. Da gebe ich mich gern geschlagen. Auch wenn ich die Bauten von Friedensreich Hundertwasser sehr mag, habe ich doch davon schon einige gesehen (zum Beispiel das Hundertwasser-Haus in Wien, die grüne Zitadelle in Magdeburg, die Markthalle in Altenrhein) und es ist doch nur eine Toilette. Also sind wir heute wieder an die Ostküste gefahren bis ans Cape Kidnappers und machen morgen eine Tour zur Tölpelkolonie. Der Zeltplatz hier ist von Lage und Sicht einsame Spitze. (245km, Übernachtung Camping auf dem Holiday Camp Cape Kidnappers für 25NZD)
Dienstag, 16.01.2018 – Cape Kidnapper Tractor Tours
Die Tour mit dem Traktor zur Tölpelkolonie hat Micha im Internet gefunden und wir waren sofort Feuer und Flamme. Unser Zeltplatz lag ziemlich nach am Startpunkt, so dass wir nur um die Ecke mussten, um pünktlich um 9:45Uhr dort zu sein. Dann ging es los, die Traktoren, heute 4 an der Zahl, fuhren vor, nach Gruppengröße durften sich alle einen Platz aussuchen. Eine kurze Einweisung vom Chef und schon fuhren wir los, bei beginnender Ebbe am Strand entlang. Die Fahrt zum Cape Kidnappers dauert 1,5 Stunden, zwischendurch erzählt unser Guide etwas über die Felsformationen, das Gestein und seine Entstehungsgeschichte. Am Cape angekommen, müssen wir noch 30 min. laufen, um zur Tölpelkolonie zu gelangen. Dann haben wir Zeit, die Vögel zu beobachten. Wir kommen bis auf 4 Meter an die Vögel heran und diese haben überhaupt keine Scheu, sie nehmen regelrecht keine Notiz von den Menschen. Eine Stunde später starten die Traktoren auf den Rückweg. Kurz vorm Ziel fuhr sich der Traktor im Sand fest, alle Besucher mussten absteigen und der Guide holte ihn samt Anhänger wieder aus dem Sand. Es war eine abenteuerliche Tour, sowohl die Fahrt mit dem Traktor als auch die Beobachtung der Tölpel so nah. Am Zeltplatz zurück packen wir zusammen und fahren die paar Kilometer bis Napier, um hier die nächsten zwei Nächte zu bleiben. (20km, Übernachtung in der Jugendherberge Napier für 70NSD)
Mittwoch, 17.01.2018 – Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
Der Ort mit dem längsten Ortsnamen der Welt ist das Ziel auf unserer Rundtour heute südlich von Napier. Wir haben einen Tag länger in Napier geplant, um bei strömendem Regen lt. Wettervorhersage durch Stadt und Museen zu schlendern. Eigentlich, doch nun sind es 27 Grad bei voller Sonne geworden, gerade richtig für eine Motorradtour. Die Landschaft ist bergig, aber alles ziemlich vertrocknet. Hier scheint es diesen Sommer genau wie in der Umgebung von Christchurch am wenigsten geregnet zu haben. Auf halber Strecke finden wir das Schild, welches gut als Fotomotiv herhalten kann. Über kleine Straßen, vorbei an Weiden und einsamen Gehöften geht die Tour, im Hintergrund ist immer die eine oder andere Bergkette zu sehen. Zwischendurch halten wir zweimal im Cafe und wie üblich gibt es einen kurzen Talk mit einem anderen Biker, welcher uns weitere Empfehlungen mit auf den Weg gibt. Irgendwie schaffen wir es, den 40. Breitengrad zu überqueren. Neuseeland liegt zwischen dem 34. und 47. Grad südlicher Breite.
Am Ende des Tages war es eine wunderschöne Tagestour bei bestem Wetter und herrlichen Landschaften in einer der weniger besiedelten Gebiete der Nordinsel Neuseelands. (350km, Übernachtung in der Jugendherberge Napier für 70NZD)
Donnerstag, 18.01.2018 – Einmal quer über die Nordinsel
Der vorhergesagte Regen kündigt sich mit leisen, klopfenden Geräuschen aufs Vordach der Herberge, direkt neben unserem Zimmerfenster an. Klar, das wir irgendwann durch das Regengebiet durchmüssen, wenn wir am Sonnabend in Auckland unsere Motorräder wieder abgeben wollen. So sind wir nach dem Frühstück von der Ostküste in Napier gleich in Regenklamotten aufgebrochen. Zurück mussten wir wieder über die Schnellstraße 5 fahren, durch Taupo und danach weiter Richtung Westnordwest nach Waitomo. Hier kommen wir um 15 Uhr nach zwei Kaffeestopps an und buchen eine Führung durch die Waitomo Caves. Leider durfte man in den Höhlen keine Fotos machen. In den Waitomo Caves haben wir uns nicht nur die Stalaktiten angeschaut, die Hauptattraktion war eine Bootsfahrt durch die Höhlen mit den Glowworms (durchsichtige wurmförmige Pilzmückenlarven). Leider regnete es nach dem Höhlenbesuch immer noch, so dass wir tropfend bei unserem B&B-Vermieter in Otorohanga ankamen.
Freitag, 19.01.2018 – Happy Birthday, Micha!
… und um die verbliebene Zeit des (Geburts-)Tages zu nutzen, haben wir heute gemacht, was Micha sich schon seit Wochen wünscht: Kiwis sehen! Wenn auch nicht in freier Wildnis, so doch im Otorohanga Kiwi House and Native Bird Park. Und wir haben im Nocturnal House einen superaktiven Kiwi beobachten können, später dann auch bei der Fütterung. Putzig sind die Kiwis auf alle Fälle. Hier in der Dunkelheit durften wir nicht fotografieren, bei den anderen Tieren (Keas, Wekas, Holztaube, Skink) dann schon.
Sonnabend, 20.01.2018 – In Auckland
Es wird Zeit, die Motorräder wieder abzugeben. Heute müssen wir 16 Uhr in der Honda-Werkstatt in Auckland eintreffen, die Bikes abgeben und unsere leeren Koffer in Empfang nehmen. Diese wurden wegen der Langzeitmiete One-Way gratis von Christchurch nach Auckland transportiert und warten schon 14 Tage hier auf uns. Zum Abschluss des Motorradfahrens hatten wir heute mit dem Highway 22 in Richtung Auckland noch einmal eine Traumstrecke dabei. Danach mussten wir uns über den Highway 1 bei sonnigen 27Grad im Stau in Aucklands City Centre quälen, im Queenstreet Backpacker Hostel einchecken, Taschen ausladen und wieder über den Highway zum Abgabeort fahren. Genau 7 Minuten vor der verabredeten Zeit trafen wir dort ein. Allerdings sah es nicht danach aus, als hätte man bereits auf uns gewartet. Die Räumlichkeiten waren von vorn und hinten verrammelt, vor den Glastüren des Verkaufsraumes waren 15×15 cm dicke Metallbolzen vorgeschoben. Echt einbruchsicher. Nun musste der Chef erst mal herbeordert werden, die Bolzen entfernt, die Türen wieder geöffnet und unsere Motorräder hineingeschoben werden. Natürlich erst, nachdem sie ausgiebig kritisch von allen Seiten angeschaut worden waren ob der erwarteten Kratzer und Schrammen, die bei Langzeitmietenden wohl nie ausbleiben. Zumindest sah er ganz überrascht aus, als er nichts finden konnte. Beinahe unfassbar, solch lange Zeit ohne Schäden zu überstehen. Dann ging alles ganz schnell, wir fuhren mit dem öffentlichen Nahverkehr in die City und machten uns auf den Weg, was Leckeres zum Abendessen zu finden. Wir haben Quartier im direkten Stadtzentrum, Fußgängerpassage, alles voller Restaurants und Läden. Bin gespannt, ob hier des Nachts Ruhe einkehrt.
Sonntag, 21.01.2018 – Die Partymeile
Im Februar hatte ich die vier Übernachtungen in Auckland gebucht. Zentral sollte die Herberge liegen, um nicht ständig mit Bus und Metro umherfahren zu müssen. Das ist uns mit dem Standort Queenstreet beim Buchen auch gelungen, nicht ahnend, dass in der Queenstreet die Partymeile von Auckland lokalisiert ist. Unser Fenster geht direkt auf die Fußgängerzone zu öffnen, und Zulassen ist keine Option bei gefühlten 30 Grad. Früh um halb fünf sitzt Micha im Sessel und hat immer noch kein Auge zugetan. Es ist einfach zu laut, so ausgelassen feiern die Neuseeländer hoffentlich nur am Wochenende. Beim Einchecken gestern haben wir nicht sofort gemerkt, dass wir kein Doppelzimmer bekommen haben, wie ursprünglich gebucht, sondern ein Zimmer mit Doppelstockbett. Das war dann der Anlass für uns, zu reklamieren und an der Rezeption um einen Zimmertausch zu bitten. Eine kleine Chance auf ein Zimmer mit Fenster nach hinten besteht ja immer. Gesagt, getan. Also Checkout heute 10Uhr, neuer Checkin 12Uhr. In den 2 Stunden dazwischen sitzen wir in der Lobby, um uns herum alle Gepäckstücke verteilt. Da hat sich ganz schön was angesammelt.
Unser neues Zimmer hat ein Fenster in den Hinterhof und auch ein Doppelbett. Jetzt können wir uns auf den Weg durch Aucklands City machen. Unser erster Weg führt uns nur ein paar Minuten weiter, zum Sky Tower. Hier haben wir morgen Abend im Restaurant einen Tisch bestellt, deshalb heute vorerst einen Blick von außen. Zufällig sind wir in der City Town Hall zu einen frei zugänglichen klassischen Konzert der Royal New Zealand Navy Band and New Zealand Opera gekommen, im Rahmen eines Musiksommers. Das hat mich absolut gefreut, auch wenn danach das von mir auserkorene Cafe bereits geschlossen hatte. Und auf unserem Abendspaziergang am Hafen haben wir dann diese tolle Lichtinstallation mit James Cook The Lighthouse im Haus am Hafen erblickt.
Montag, 22.01.2018 – Reges Treiben in Aucklands City
Heute ist Sightseeing angesagt. Noch einmal. Wir wollen nicht den Bungee Jump vom Sky Tower wagen oder den Sky Walk um die obere Plattform des Towers herum, wir wollen auch nicht America Cup Sailing wagen und nicht den Fallschirm Scenic Flight. Wir wollen bloß ein wenig durch die Stadt schlendern, uns ins Cafe setzen, Menschen beobachten, die Szenerie auf uns wirken lassen. Vielleicht in eine Kirche gehen, wenn sie am Weg liegt, aus Neugier. Irgendwann liegen wir in Liegestühlen und lauschen einem Rockballadensänger. Es ist anstrengend, nichts zu tun bei gefühlten 30 Grad und 85% Luftfeuchtigkeit.
Sehr überraschend ist für mich die Ampelregelung für Fußgänger an großen Kreuzungen. Alle Richtungen bekommen gleichzeitig grün und die Menschen dürfen die Kreuzung schräg queren. Auf einmal ist die gesamte Kreuzung von Fußgängern übersät, die in alle Richtungen unterwegs sind. Stundenlang könnte ich so in dem Cafe an der Ecke sitzen und Menschen beobachten. Aber irgendwann wollen wir weiter. Am Abend fahren wir auf den Sky Tower zum Abendessen. Gerade während wir hochfahren, verschlechtert sich das Wetter, es wird neblig und regnet. Nichts ist es mit der weiten Sicht über die Stadt. Ich bin enttäuscht, leider kann mich da auch das exellente Menü nicht trösten.
Mittwoch, 24.01.2018 – alles gepackt und abflugfertig
Am gestrigen Tag haben wir nichts erwähnenswertes unternommen. Der Besuch im Auckland War Memorial Museum war ein Reinfall. Außer der Sonderausstellung zum Fotografiewettbewerb des Jahres hat uns das Museum enttäuscht. Heute ist unser letzter Tag, die Sachen gepackt und im Store aufbewahrt, bis wir nachher zum Airport aufbrechen. Inzwischen genießen wir den Tag am Strand in Devenport und lassen die Seele baumeln. Hier schreiben wir unseren Rückblick auf verschiedene Themen für morgen.
Donnerstag, 25.01.2018 – Geburtstag über den Wolken
Das gestrige Einchecken in Auckland war Hardcore. Alles selbst zu erledigen am Automaten, Passkontrolle, Gepäck einchecken, Boardkarten ausdrucken, da kam selbst Micha ins Schwitzen. Zweimal kam das Gepäck auf dem Band zurückgefahren, weil es nicht in der richtigen Lage zum Abscannen positioniert war, bis professionelle Hilfe vom Personal kam. Danach hatten wir bis 1:15 Uhr Zeit, ehe der Dreamliner Richtung Singapore abhob. Pünktlich 7Uhr standen wir dann im Airport Singapore am Anmeldeschalter für die Free Heritage Singapore Bustour in 2,5h durch die City, um den Aufenthalt bis zum Flieger nach Frankfurt auszunutzen. Dabei sind noch ein paar schöne Fotos entstanden.
Im Flieger der Singapore Airline nach Frankfurt (Flugzeit ca. 13h) sind wir Premium Economy geflogen und haben wirklich genügend Platz gehabt. Als Überraschung hat uns der Stewart eine Geburtstagskarte selbst gebastelt, dazu Birthday Cake und Riesling serviert.
Freitag, 26.01.2018 – Review
Wir sind wieder zu Hause, wie wunderbar. Mein Sohn hat uns pünktlich in Frankfurt am Flughafen abgeholt. An dieser Stelle nun die versprochenen Erkenntnisse aus unseren Erlebnissen.
Wir sind etwas über 8.300 Kilometer in 5 Wochen mit dem Motorrad gefahren, davon zweieinhalb Wochen auf der Südinsel und zweieinhalb Wochen auf der Nordinsel Neuseelands. Im Nachhinein würde ich bei einer erneuten Tour das Verhältnis etwas zugunsten der Südinsel verschieben. Hier ist es eindeutig schöner, nicht der Natur wegen, die ist auf beiden Inseln sehr schön, aber auf der Südinsel sind sehr viel weniger Menschen unterwegs. Dadurch kommt man öfter mit Anderen ins Gespräch, findet Orte, die weniger touristisch frequentiert sind.
Der Reiz des Auswanderns!
Schon vor dem Urlaub war ich neugierig, zu erfahren, warum Neuseeland so einen starken Reiz auf Auswanderer ausübt. Also habe ich sowohl Menschen befragt, welche als Auswanderer schon lange in Neuseeland leben als auch Menschen, welche dort ihren ersten Urlaub verbringen. Diese wunderbare Natur und die Einsamkeit ohne Grenzen allein kann es ja nicht sein, die gibt es auch in Europa. Ok, die Neuseeländer sind wirklich unkompliziert und supernett, sie haben eine Art, das Leben zu geniessen, wie wir es in Deutschland nicht können. Das zählt unbedingt. Lässt auch den Umkehrschluss zu, die Menschen in Deutschland müssten sich einfach ein wenig mehr Mühe im Umgang miteinander geben, dann wäre es in Europa auch so schön, deshalb müsste man also nicht auswandern wollen. Das muss aber noch was Anderes sein. Bei genaueren Nachfragen hat sich in den Gesprächen mit den Leuten, die wir getroffen haben, herauskristallisiert, dass die Ursache für den Auswanderungswunsch in der Unzufriedenheit der Menschen mit dem Staatssystem in Deutschland zu suchen ist. In Neuseeland ist alles nicht so unheimlich durchreguliert, vieles unkompliziert möglich. Sozialsysteme gibt es, als Krankenversicherung und eine minimale Rente als Grundsicherung für alle, unabhängig von Einzahlungen. Ausländische Renten werden gegengerechnet, nicht wichtig für junge Auswanderer aber entscheidend für ältere Auswanderer.
Neuseeland, Land der Schafe?
War es seit Langem, aber ist das immer noch so? Ja, es gibt viele Schafe. Wir haben sie gesehen. Wir haben aber auch sehr viele Kühe gesehen. Die Statistik sagt, dass bis vor wenigen Jahren 20 Schafe auf einen Neuseeländer kamen, bei 4 Mio Einwohnern sind das 80 Mio Schafe. Heute sollen es nurmehr noch 30 Mio Schafe sein. Daneben stehen inzwischen 6 Mio Rinder auf den Weiden. Die Milchindustrie boomt und damit kommen Probleme mit fehlenden Kläranlagen einher. Also sinkende Anzahl Schafe + steigende Anzahl Rinder = steigende Verschmutzung der Gewässer mit Fäkalien wegen fehlender Kläranlagen. Der Mythos ist dahin.
Teure Lebensmittel, dafür Natur pur?
Einkaufen im Supermarkt ist in Neuseeland fast durchgängig möglich. Die Supermärkte haben auch Sonntags meist bis 20 Uhr geöffnet. Das Angebot von Fleisch und Fisch in den Auslagen übertrifft das in Deutschland ohne Zweifel. Und Beides schmeckt sehr bekömmlich. Ob es auch immer umweltverträglich produziert wurde, kann ich nicht beurteilen. Wir waren uns einig, dass es gerechtfertigt ist, dafür auch viel mehr zu bezahlen, als in Deutschland. Das war es uns wert. Schliesslich wird die Landwirtschaft nicht subventioniert. Die Insellage ist wohl der Grund dafür, dass es wenig Konkurrenz in der Nahrungsmittelproduktion gibt und deshalb kein Preiskampf ausgefochten werden muss. Jedenfalls würden wir uns wünschen, dass wir in Deutschland für mehr Geld besseres Fleisch durch artgerechte Haltung in den Supermärkten bekommen würden.
Ist Neuseeland ein sicheres (Reise-)Land?
Vor unserer Reise hätte ich nicht daran gezweifelt. Nach unserer Reise auch nicht. Uns ist auch in keinster Weise Kriminalität begegnet. Unser Motorradvermieter in Christchurch gab uns auch auf Nachfrage keine Schlösser für unsere Bikes mit. Er meinte auf meine nochmalige Nachfrage, die werden nicht gestohlen. Die Honda-Werkstatt in Auckland hatte die Türen mit dicken Balken zusätzlich verrammelt, das war ein krasser Unterschied. Auf unsere Sachen haben wir immer sehr genau achtgegeben. Später habe ich dann gelesen, dass es inzwischen vor allem in den Großstädten eine zunehmende Gangbildung, Prostitution, Rauschgiftszene und Kindesentführung gibt. Ja, auch das. Sicher nicht dramatischer als in anderen Ländern und der Vergleich der Zahlen pro Kopf der Bevölkerung wird Neuseeland vielleicht wegen seiner geringen Einwohnerzahl an die Spitze der Rangliste stellen. Aber ich würde es so einschätzen, dass man mit ein wenig Vorsicht hier bestimmt noch sicher durchs Land reisen kann.
Kann man Neuseeland gut mit dem Fahrrad bereisen?
Fahrradfahrer haben wir mehrfach gesehen und mit ihnen geschwatzt. Das Fahrrad voll bepackt, die Fahrer(innen) sportlich durchtrainiert, kämpfen sie sich am Strassenrand neben all den Autos, Lastwagen und Wohnmobilen stetig bergauf und bergab. Am Tag schaffen sie meist 60 bis 70 km, dann wird ein Campingplatz für die Nacht gesucht, um bei dem Langzeiturlaub am Abend noch Zeit für Lesen, Kochen, Relaxen zu haben. Da generell ausserhalb der Ortschaften 100km/h gefahren werden darf, auch wenn das die Strasse nicht hergibt, fahren sie ständig im Sog der Vorbeifahrenden. Die Strassen sind nicht sehr breit und wir haben mehrere Radfahrer gesehen, die hinten am Gepäck solche neongelben runden Schwimmhilfeschlagen angebracht haben, quer in die Mitte der Fahrbahn hineinragend um die Anderen auf Abstand zu halten. Radwege gibt es zu 99% keine, oft geht der Strassenasphalt direkt in Buschbewuchs über. Wer das Fahren unter diesen Bedingungen mag, der kann Neuseeland mit dem Rad bereisen. Ich würde davor warnen, das ist viel zu gefährlich. In Neuseeland wird generell sehr ruppig gefahren, von hinten gedrängelt, aber auch häufig wird das Überholen durch langsames Fahren am Rand für den Hinteren erleichtert. An den Schildern in den Kurven stehen Geschwindigkeitsempfehlungen, wer schneller fahren will, gern. Wir sind permanent 20 km/h mehr gefahren. Aber mit Motorrädern geht das auch, die sind ja praktisch für Kurven gemacht. Und insbesondere sind die Kurven in Neuseeland für Motorräder gemacht. Ein Traum.
Toiletten …
braucht man als motorradfahrende Frau immer mal unterwegs, meistens an Tankstellen, in Cafes oder in Innenstädten. Es gibt sie in Neuseeland auch praktisch überall, in Stadtcentren, in den Supermärkten, an jedem öffentlichen Strand. Und nicht nur immer kostenfrei sondern auch immer sauber.
Wasser …
wird in den Restaurants ganz selbstverständlich in einer Karaffe auf den Tisch gestellt zur Selbstbedienung. In den Cafes holt man sich das Wasser oftmals selbständig aus den Kühlschrank und füllt sein Glas. Auf die Frage des Kellners nach meinem Getränkewunsch war ich beim ersten Mal völlig überrumpelt, stand doch mein Standardgetränk (Wasser ohne Sprudel) bereits auf dem Tisch. Dann wurde mir klar, er meinte alkoholische Getränke. In Neuseeland treffen sich ab 17Uhr viele Leute in der Bar, um ein Bier oder ein Glas Wein zu trinken. Nach der Arbeit, nach dem Shopping oder auch so, aus Geselligkeit. Nette Angewohnheit, passt zum Lebensstil der Neuseeländer, aufgeschlossen und absolut freundlich, immer mal erst ist etwas möglich, nie unmöglich. Sie finden immer eine Lösung und sagen Dir: „You are welcome“ und meinen es auch so.
Michas Rückblick auf unsere Ausrüstung
Kurz gesagt, hat nicht Alles alles das gehalten, was der Preis versprochen hat.
Fangen wir mal mit den positiven Überraschungen an:
Die beiden Motorräder haben die 8300 km ohne Panne gemeistert. Nachdem wir in Christchurch erst verspätet vom Hof kamen, weil ein TÜV nachgeholt werden musste, dann also doch alles ordentlich.
Das Zelt: neu gekauft „Husky Baron 4“ ersparte uns, da neu, langwierige Einreisekontrollen, hat einwandfrei funktioniert und ließ sich auch noch gut auf- und abbauen. Ist sein Geld wert.
Heikes Touratech-Motorradjacke (ebenso wie der zugehörige Trinkrucksack) ist tadellos und dicht. Kann man von meiner Rukkajacke nicht behaupten, die lässt trotz Goretex-Laminat inzwischen reichlich Wasser durch. Von außen nach innen, so war das nicht ausgemacht – nach nicht mal 2 Jahren. Die Jacke bekommt Rukka also zum Reparieren. Hier hat mich die vorsichtshalber mitgenommene Louis-Proof-Jacke gerettet. Die Rukka-Hosen waren immerhin dicht, da musste allerdings ein Kabelbinder ein gebrochenes Plasteteil ersetzen. Und nein, es ist nicht gebrochen, weil wir zugenommen haben!
Die Helme Schuberth C3 bzw. C3 pro haben keine Scherereien gemacht, wohl aber meine Fernbedienung für die eingebaute Sena-Kommunikationsanlage. Pünktlich kurz vor Ende der Garantie ist die mausetot.
Dasselbe lässt sich auch von den Daytonastiefeln berichten, zumindest bei denen von Heike. Wasserdicht waren die schon bei Reisebeginn nicht, inzwischen haben sich binnen weniger Tage aber auch beide(!) Reißverschlüsse verabschiedet und schließen nicht mehr.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, die Hersteller von Motorradzubehör rechnen wohl nicht damit, dass das Zeug mehr als 3 Wochenenden im Jahr frische Luft sieht…
Positiv dafür alles, was wir an Technik dabei hatten. IPhone, iPad mini und 5er-Ladegerät von Anker haben alles klaglos mitgemacht. Nur ein paar billig gekaufte Ladekabel haben aufgegeben, davon hatten wir aber genug mit.
Die Karte im Grossformat