Alles was man so tut …

2022 – Auf Tour ins abenteuerliche Albanien

… starten wir Mitte September 2022. Drei 700er BMW, Micha und ich als erfahrene Tourenfahrer und Christoph als Führerscheinneuling auf seiner ersten großen Reise. Wir haben 26 Tage Zeit und viel Neugierde im Gepäck. Der Plan ist, in 8 Tagen von Dresden über Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro bis Shkodër zu kommen. Dann wollen wir 8 Tage durch Albanien touren und in den verbleibenden 8 Tagen die Rückreise an der Küste wagen.


Die Karte im Grossformat

Freitag, 16.9.22. Dresden – Passau. Mit fast einer Stunde Verspätung starten wir auf südlichen Kurs. Immer mal eine Regenwolke in Sicht queren wir Tschechien, durch Böhmerwald und Bayrischer Wald kommen wir nach 360km in Neuhaus am Inn an. Der erwartete Sommer hat heute auf sich warten lassen, bei 7 bis 12 Grad haben wir ganz schön gefroren. Am Abend gibt es dann das ersehnte Wiener Schnitzel.

Sonnabend, 17.9.22. Durch Österreich nach Slowenien bis auf den Vršičpass. Der heutige Tag mit der zweiten Anreiseetappe hat uns 350km schöne Strassen durch Österreich beschehrt. Vormittags ein Regenschauer, dann die Passfahrt am Tauern bei 2 Grad und letztendlich Sonnenschein in Villach. Die Grenze zu Slowenien queren wir bei Kranska Gora und oben am Wurzenpass liegt unsere Berghütte für die heutige Übernachtung bei 4 Grad.

Sonntag, 18.9.22. Slowenien – von Nordwest nach Südost. Berghütten haben ihren ganz eigenen Charme. Spartanisch eingerichtet mit Gemeinschaftsduschen bieten sie im Gastraum wohlige Wärme, wenn sich alle Gäste am Abend dort eingefunden haben. Wohl froh waren wir, als am heutigen Sonntagmorgen die Sonne ihre Strahlen über die Berggipfel schickte und aus den gestrigen 4 Grad heute schon 6 Grad bei Abfahrt am Thermometer angezeigt wurden. Wir machen noch ein Abschiedsfoto von uns und unserer Reisebekanntschaft Lothar, mit dem wir gestern den Abend verbracht haben. Dann starten wir den Vršičpass abwärts das Soča-Tal entlang bis Tolmin, wo wir zur Kaffeepause einkehren. Danach reiht sich eine Kurve an die nächste. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, Sonne bei 20 Grad, endlich sind die ersten zwei kalten, regnerischen Tage vergessen. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Quartier (in Dragatuš) und machen uns nochmal auf Abendbrotsuche.

Montag, 29.9.22. Was für ein Tag. Am heutigen Montagmorgen starten wir die Motoren um 10:30 Uhr, der Himmel ist aufgeklart vom schweren Regenguss in der Nacht. Aber nicht lange und es beginnt wieder zu regnen. Und diesmal wird uns das zum Verhängnis. Als wir nach gerade einmal 28 km einen Bahnübergang queren, stürzt erst Christoph beim Fahren über die nassen, glitschigen, ölgetränkten Holzschwellen des Bahnübergangs. Ich sehe ihn vor mir stürzen, der Hinterreifen rutscht hinten rechts weg und das Motorrad und er rutschen über die Fahrbahn vor mir zur Fahrbahnmitte hin. Wenn ich nun nur nicht in ihn hineinfahre, der Abstand wird auf einmal immer geringer. Ich muss mich entscheiden und weiche nach links auf die Gegenfahrbahn aus, bremse dabei nur ganz leicht an, aber ich habe den Mittelstreifen nicht im Blick. Genau darauf rutscht mein Motorrad aus und ich liege ebenfalls auf der linken Seite und rutsche bis an den Straßenrand. Uns beiden ist nichts passiert und auch die Motorräder sehen nach der ersten Begutachtung recht unversehrt aus. Aber was für ein Schreck. Nach kurzer Pause fahren wir vorsichtig weiter. Wenn es doch nur zu regnen aufhören würde. Unser nächstes anvisiertes Ziel ist die Vila Izvor, der Lost Place des privaten Domizils des diktatorischen Staatschefs Jugoslawiens Josip Broz Tito. Der Weg dahin führt abenteuerlich über eine gewundene, recht naturnah belassene Straße ins Nirgendwo. Hier nehmen wir den Charakter vergangener Zeiten in uns auf, während wir den nächsten starken Regenguss aussitzen.

Danach machen wir uns auf den Weg zurück zur Hauptstraße, weiter gehts direkt in den Nationalpark Plitvicer Seen hinein. Fast schon eine Offroadstrecke, teilweise fehlt der Straßenbelag völlig. Diese 10 km rauben uns Kraft und Zeit. Als wir an der Flugzeugkaverne Željava ankommen, ist es schon später Nachmittag. Danach ist es nur ein Katzensprung zur Grenze Kroatien-Bosnien und Herzegowina und gegen 19Uhr kommen wir in Bihać im Hotel an.

Dienstag, 20.9.22. An den Dinariden südwärts. In Bihać macht sich Christoph auf den Weg zum Bäcker und um 11 Uhr, später als sonst, sind wir startbereit. Wir fahren entlang der Berge des dinarischen Gebirges südwärts. Was für eine schöne Landschaft. Ohne Zwischenfälle und zwei excellente Kaffee später kommen wir entspannt in Mostar an. Wir checken in der Villa Zigana ein und nun bleibt noch Zeit für einen Bummel durch die Altstadt von Mostar mit der Stari Most.

Mittwoch, 21.9.2022. Wir kämpfen uns durch den Schneesturm. Morgens ging alles ganz gut los. Christoph holt Backwaren zum Frühstück und das Wetter ist schön sonnig bei 15 Grad. Unser Tagesziel ist der Durmitor-Nationalpark. Frohgelaunt starten wir erst zum Derwischkloster nach Blagaj und dann weiter Richtung Montenegro. Am Kloster halten wir uns nicht lange auf, ein kurzer Spaziergang, ein paar Fotos und schon sitzen wir wieder auf den Maschinen. Nach 25 km eine Vollsperrung der Straße, die uns zum Umkehren zwingt. Die Alternativroute ist letztendlich 70 km länger. Das allein ginge ja noch, aber die letzten 40 km fahren wir gegen die Zeit. Bedrohlich zieht sich der Himmel vor uns zu und dunkle Regenwolken drängen sich bedrohlich in unser Blickfeld. Die Sonne geht unter und wir sind noch im Gebirge. Die Temperatur sinkt stetig, hektisch fängt im Display die Temperaturanzeige bei 3 Grad zu blinken an. Es regnet, später geht der Regen in Schneeflocken über, ein starker Seitenwind frischt auf. Die Temperatur fällt auf 0 Grad. Irgendwann wird es dunkel. Die 40 km ziehen sich hin. Wir fahren gerade mal 40 km/h, wegen der besseren Sicht dicht hintereinander, durch die Kurven schleichen wir, da es auf der Strasse leicht gefriert. Endlich gehen die Serpentinen und Haarnadelkurven in längere Geraden über und wir können etwas zügiger fahren. Wir zittern vor Kälte auf unseren Motorrädern, haben schon alles an, was geht, aber auf diese Temperaturen sind wir nicht eingestellt. 19:30Uhr rollen wir vor dem Appartement vor. Endlich eine heisse Dusche. Das war heute ein Tag am Limit. Und das schreit nach einem Pausentag.

Donnerstag, 22.9.22. Adria calling. Damit die Temperaturen bei Start erträglich sind, fahren wir heute sehr spät los. Und wir trennen uns von unserem eigentlichen Plan, nach Osten entlang der Tara-Schlucht über Plav nach Albanien einzureisen. Anstelle dessen fahren wir südwärts nach Kotor, wo wir uns ein Appartement für zwei Nächte gebucht haben. Bei 5 Grad sind wir in Zabljak los, bei 24 Grad kommen wir in Kotor an. Die Strasse heute war super zu fahren, ziemlich neu asphaltiert und viele geschwungene Kurven durchs Gebirge, dabei absolut wenig Verkehr. Und die Landschaft in Montenegro ist wunderschön. In Kotor selbst geht es dann erstmal zähflüssig durch den Ort, das gibt sich aber später, es ist Nebensaison. Abends machen wir uns auf in die Altstadt von Kotor.

Freitag, 23.9.22. Kotor, Bootstour und Ruinenwanderung. Den heutigen Tag als Pausentag beginnen wir mit einem späten Frühstück, welches wir wieder selbst beim Bäcker besorgt haben. Danach haben wir verschiedene Unternehmungen für diesen Tag geplant. Micha und ich machen eine Bootstour zur Blauen Grotte und Christoph geht auf den Serpentinen-Bergtrail „Ladder of Kotor“ steil hinauf und hinab. Dann treffen wir uns wieder in der Ferienwohnung und machen uns am Abend auf den Weg ins Restaurant.

Sonnabend, 24.9.22. Ziel erreicht. Heute fahren wir nach Albanien rein. Bei schönstem Wetter starten wir in Kotor und fahren die Küstenstraße in Montenegro nach Shkoder und dann weiter Richtung Osten bis Pukë. Der Grenzübertritt ging reibungslos mit wenig Wartezeit. Unsere heutige Übernachtung ist sehr urig mitten in den albanischen Bergen. Eigentlich wollten wir heute die Fahrt mit der Fähre auf dem Koman-Stausee machen, aber wegen Niedrigwasser wurden die Fährfahrten eingestellt.

Sonntag, 25.9.22. Hauptstadt. Tirana. Hotel Vila e Arte City Center. Nach einem lokalen Frühstück starten wir die Maschinen. Es geht südwärts nach Tirana. Die SH5 ist toll ausgebaut, die SH30 ebenfalls noch. Nach einigen Kilometern gehts in die Berge und die Straße wird schlechter. In Burell stoppen wir zur Kaffeepause, danach wird die Straße noch schlechter, teilweise geht es offroad. Das BMW-Navi hat die Straße überhaupt nicht angezeigt und Micha wird ziemlich nervös in Anbetracht der Lage. Möglicherweise müssen wir die ganzen Kilometer zurück? Insbesondere, weil auf meiner Papierkarte die Straße als „im Bau“ gekennzeichnet ist. Wenn sie also noch gar nicht befahrbar ist? Irgendwann kommen wir wieder auf eine bessere Straße und fragen im Café nach, ob es auf der „im Bau“ gekennzeichneten Straße rollt. Das wird bejaht und wir wagen es weiter. Letztendlich funktioniert es und wir kommen 16 Uhr im Hotel in Tiranas Zentrum an. Gerade sitzen wir nahe des Skanderbeg-Platzes und trinken Cocktails in der lauwarmen Spätsommernacht.

Montag, 26.9.22. Sightseeing. In Tirana wollen wir uns treiben lassen. Ausruhen und relaxen von den anstrengenden Fahrtagen. Auch weil nun zwei Tage Regen angesagt sind, wollen wir nicht mit den Motorrädern in den Bergen unterwegs sein. Nach dem Frühstück fährt Christoph in die Werkstatt zum Motorradservis, die Bremsbeläge wechseln lassen. Das klappt problemlos, er kann dabei zuschauen, die Beläge selbst haben wir dabei. Das ganze dauert 10 min und als er ein Trinkgeld geben will, wird das kategorisch abgelehnt. Das Foto zeigt uns dann, dass die Bremsbeläge nicht so schlimm abgefahren waren, wie befürchtet. Nachdem das erledigt ist, schlendern wir gemeinsam durch die Stadt, über den Basar, ins Bunk’Art-Museum. Abends ist Christoph von einem Kollegen seiner Firma, der in Tirana zu Hause ist, zum Essen eingeladen.

Dienstag, 27.9.22. Wie soll unsere Route weitergehen? Heute gehen wir die weitere Routenplanung durch Albanien an. Unbedingt in unserer Planung haben wir die 3-stündige Fahrt mit der Fähre über den Koman-Stausee von Koman nach Fierze. Allerdings: In den Nachrichten lesen wir, extremes Niedrigwasser im Koman-Stausee macht vor allem den Fähren zu schaffen, eine war auf der Fahrt blockiert und konnte nicht mehr weiter kommen. Der Betrieb der Fähren ist eingestellt, der Anleger in Koman ist für Fahrzeuge offenbar unbrauchbar.
Im September verkehrt die Großfähre Alpin nur noch an Samstagen und Sonntagen, jetzt sind die Fahrten bis auf weiteres ausgesetzt, so meldet es auch die Fähre in einer Email an Micha. Deshalb geht unsere Alternativroute morgen ab Tirana nach Osten zum Ohridsee und weiter nach Süden. Wenn wir dann an der Westküste zum Wochenende wieder nördlicher kommen, schauen wir nochmal genauer auf‘s Wetter. Am heutigen Tag haben wir einen ausgiebigen Stadtrundgang mit Besuch des Nationalmuseums gemacht.

Mittwoch, 28.9.22. Zum Ohridsee und weiter nach Süden. In Tirana scheint die Sonne bei 26Grad, als wir die Motorräder auf dem Hotelparkplatz starten. Wir verlassen Albaniens Hauptstadt über die Autobahn südwärts. Die Straße ist gut und leer. Erst in Elbasan wird der Verkehr dichter. Da es nur wenige Straßen gibt, die das Land horizontal queren, sind hier viele Fahrzeuge unterwegs. Uns kommen auch mehrere Motorradgruppen auf dem Weg nach Osten entgegen. In Pogradec, am Südufer des Ohridsees machen wir eine längere Kaffeepause, ehe wir gegen 16Uhr unser heutiges Reiseziel in Korça erreichen. Und das sogar trocken, wir sind den Regenschauern erfolgreich ausgewichen. Unterwegs hatten wir heute ein AHA-Erlebnis, wir wurden von einem Auto auf unserer Spur rechts überholt, quasi in die Straßenmitte abgedrängt. Da mussten wir erstmal durchatmen. Übrigens, an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten halten sich hier die wenigsten Albaner. Zum Abendessen kehren wir in einem regional bekannten Lokal ein. Es war sehr gut und wir haben ein Trinkgeld gegeben. Daraufhin haben wir drei Birnen zum Nachtisch geschenkt bekommen, als Revanche auf das Trinkgeld, was hier in Albanien so gar nicht üblich ist.

Donnerstag, 29.9.22. An der Grenze zu Griechenland. Von Korça im Südosten fahren wir heute weit südlich bis an die Grenze zu Griechenland. Leider werden wir vom Regen nicht verschont. Schon zu Beginn der kurvigen Strecken in den Bergen beginnt es zu nieseln und wir müssen sehr vorsichtig um die Kurven fahren auf den teilweise sehr schlechten und rutschigen Straßen. Unserem Jungspund fehlt die Erfahrung, für das Ausweichmanöver bleibt keine Zeit und er muss geradeaus durch das mindestens 30cm tiefe, mit Regenwasser gefüllte Loch mitten auf der Fahrbahn fahren. Ein fürchterlicher Rums, es kracht, gefolgt von einem Fluch. Danach ist Christoph pausenreif. Wir sitzen den größten Regen im Café aus, dann fahren wir vorsichtig weiter. Am späten Nachmittag kommen wir in Gjirokaster an. Zum Guesthouse geht es steil bergan auf sehr rutschigem Granitpflaster. Aber wir wollten ja in der Altstadt wohnen, da müssen wir das in Kauf nehmen. Später schauen wir uns noch das Castle an und schlendern über den Bazar. Dann beschließen wir den Tag beim einheimischen Gastronomen.

Freitag, 30.9.22. Berat, die Stadt der tausend Fenster. Nachdem wir von Gjirokaster als Stadt so begeistert sind, wollen wir heute nach Berat. Das Frühstück auf der Terrasse über den Dächern der Stadt nehmen wir im Regen ein. Danach verzieht sich die letzte Wolke, es sollen heute noch über 30 Grad werden. Die Abfahrt über das Granitpflaster ist nicht easy, wir verfahren uns einmal in eine Sackgasse, müssen wenden und finden dann den Weg. Irgendwann biegen wir auf kleinere Straßen ab, kommen an Ölfeldern vorbei, auf denen noch gefördert wird. Relativ früh am heutigen Tag sind wir in Berat. Unsere Unterkunft in der Altstadt ist wieder nur über steile und kopfsteinpflastrige Gässchen erreichbar. Dabei ist an meinem Motorrad die rote Warnleuchte angesprungen. Temperatur des Motors zu heiß. Was genau ist das Problem? Zu erkennen ist, dass der Lüfter nicht anspringt. Das müssen wir morgen genauer beobachten. Nach einer kurzen Dusche machen wir uns dann auf die kurze Stadtbesichtigung und Suche nach Abendessen. Auf dem Nachhauseweg treffen wir unseren Gastgeber, welcher in einem Kaffee an der Hauptstraße arbeitet und uns zu einem Espresso einlädt. Den Abend lassen wir auf der Terasse unseres Zimmers ausklingen mit einem tollen Blick auf die Stadt.

Sonnabend, 01.10.22. Begegnung mit GS-Trophy-Fahrern. Der Start aus der Altstadt in Berat steil bergab über nasses, rutschiges Kopfsteinpflaster mit eingewachsenem Gras in der Mitte hat uns schon in den ersten 5 Minuten ins Schwitzen gebracht. Erinnerte mich an eine kurze Offroad-Einlage auf Kreta 2020. Danach fuhren wir erstmal 65 km, ehe Christoph beim ersten Pausenstopp meinte, er hätte sein IPhone in der Unterkunft liegengelassen. Ein Anruf und Nachfrage bei den Gastgebern ergab, das IPhone lag noch auf dem Bett. Wie ärgerlich es auch ist, bedeutete es 130 km zusätzliche Strecke, um das IPhone zu holen. Also machen sich Christoph und Micha auf den Rückweg, während ich auf Beide an der Raststätte warte. Unterdessen mache ich die Bekanntschaft zweier Motorradfahrer aus Taiwan, welche mit den Maschinen der International GS Trophy 2022 unterwegs waren. Ich glaube, sie waren sehr erstaunt, als sie im Gespräch merkten, dass ich über das Thema bestens im Bilde war. Als ich dann noch von meinem Training beim EnduroActionTeam in Meltewitz berichtete, stellten wir fest, gemeinsame Bekannte zu haben. Zum Schluss haben wir Kontaktadressen ausgetauscht, wenn Christoph in nächster Zeit in Taiwan ist, kann er den Kontakt vielleicht nutzen. Als Micha und Christoph dann nach zwei Stunden wieder an der Raststätte ankamen, war das IPhone wieder an Bord. Die restlichen 140 km sind wir dann in einem Rutsch durchgefahren zu unserem letzten Quartier in Albanien, in der Nähe von Shkoder, direkt am Skutarisee.

Sonntag, 2.10.22. Drei Grenzübertritte. Vom Skutarisee brechen wir heute nach Norden auf. Wir verlassen Albanien im Norden und fahren über Montenegro und Bosnien und Herzegowina nach Kroatien. Mittendrin fahren wir 40 km kurvige kleine Bergstraßen, welche die schönsten Strecken des Tages für uns sind. Am späten Nachmittag fahren wir nach Dubrovnik rein. Hier haben wir eine Ferienwohnung für zwei Nächte. Das Highlight ist, dass die Aussicht vom Balkon direkt auf die Altstadt von Dubrovnik geht. Die Aussicht ist so toll, da gehen wir heute nicht Essen, sondern Micha holt für uns Pizza und Wein, welche wir später auf dem Balkon genießen. Danach muss er 450 Stufen hoch zur Ferienwohnung zurück. Jede Aussicht hat eben ihren Preis.

Montag, 3.10.22. Dubrovnik – Stadt der tausend Stufen. Unser heutiger Trip durch die Altstadt von Dubrovnik erfordert erst einmal den Abstieg über 450 Stufen. Danach kommen wir durch das Tor der Altstadt und fühlen uns gleich in der Zeit zurück versetzt. Am Morgen sind alle Plätze und Gassen noch leer, wir suchen uns ein Frühstückslokal direkt in der Altstadt. Danach schlendern wir über den Stradun, berühmteste und beliebteste Straße von Dubrovniks Innenstadt. Inzwischen ist es Mittag und es wimmelt nur so von Touristen und geführten Gruppen in den Gassen. Also machen wir, dass wir raus aus der Altstadt an den Strand kommen. Am Nachmittag müssen wir die 450 Stufen natürlich wieder hoch zu unserer Ferienwohnung. Christoph ist dann später noch unterwegs, um auf einen Hügel zu steigen und dort den Sonnenuntergang anzuschauen.

Dienstag, 4.10.22. An der Adria-Magistrale entlang. Heute Nacht hat es Christoph und mich mit dem Magen-Darm-Virus erwischt. Am Morgen war es eine große Überwindung, auf die Motorräder zu steigen und loszufahren. Wir haben nicht erwartet, unser heutiges Tagesziel zu erreichen. Aber 15 Uhr sind wir angekommen, vollkommen entkräftet. Da sagen wir dem Zufall Dank, dass wir ein Bündel albanischen Bergtees im Koffer dabeihaben. Dieses hat uns der Gastgeber unserer Unterkunft in Berat vor einigen Tagen geschenkt. Wir hatten uns da mit einem unserer persönlichen Flaschenöffnermagneten bedankt. Also ist Micha des Nachts die 80 Stufen zum Parkplatz hochgestiegen, hat das Teebündel geholt und uns beiden Kranken mit heißem Bergtee verarztet. Und zwei Liter Tee für unterwegs aufgebrüht. Nur damit haben wir die Strecke heute überhaupt geschafft. Die Fahrt ging die Küstenstraße an der Adria entlang, eine der schönsten Abschnitte zwischen Dubrovnik und Split. Übrigens sind wir dabei über die Pelješac-Brücke gefahren, welche erst im Sommer diesen Jahres eingeweiht wurde. Mit dem Bauwerk an der adriatischen Küste ist der Süden Dalmatiens erstmals direkt mit dem Rest des Landes verbunden – ohne Umweg über Bosnien-Herzegowina. Nun sitzen wir auf dem Balkon unseres Hotels und schauen dem Sonnenuntergang zu.

Mittwoch, 5.10.22. Zurück zu den Plitvicer Seen. Gestern sind wir 20 Uhr ins Bett gefallen und haben bis heute Morgen ganze 12 Stunden durchgeschlafen, extrem gut und ruhig. Vorsichtiges Frühstück, noch ein kurzer Strandgang, dann gings auf die heutige Strecke. Wir tangieren das Velebit-Gebirge. Schöne Landschaften, leere Strassen, bestes Wetter, so macht Motorradfahren Spaß. Am frühen Nachmittag kommen wir wieder in der Gegend der Plitvicer Seen an, wo wir am vierten Tag unserer Reise im Regen gefahren sind. Unser heutiges Hotel bietet Pool und Sauna, das nutzen wir natürlich.

Donnerstag, 6.10.22. Der heutige Transfertag auf der Rückreise hat uns keine Highlights beschert. Die Strecken in Kroatien waren ziemlich langweilig, erst in Slowenien wurden die Straßen dann wieder kurviger und leerer. Heute machen wir Rast in Wolfsberg in Kärnten.

Freitag, 7.10.22. Hohentauern und Kalkalpen. Die heutige Etappe führt uns durch das Gebiet der Nördlichen Kalkalpen. Wie schon gestern sind die Straßen super asphaltiert, kurvig und wenig befahren. Die Tour hat also viel Spaß gemacht. Allerdings wäre Micha knapp von einem Polizeiauto im Einsatz abgeräumt worden. Und wir haben einen Häuserbrand gesehen. Wir nächtigen in Nähe der Donau.

Sonnabend, 8.10.22. Böhmerwald. Um durch Tschechien zu kommen, haben wir für heute eine sehr schöne und wieder kurvenreiche Strecke durch den Böhmerwald gewählt. Je weiter wir nach Norden kommen, desto herbstlicher zeigt sich die Landschaft. Vormittags hält sich der Frühnebel, es werden gerade mal 17 Grad, aber es blieb trocken und auch ein wenig sonnig. Wegen einer Baustelle hat uns das Navi auf Waldwegen ins Ziel geführt. Nach dem Einchecken haben wir noch einen Spaziergang zum Schloss Zelená Hora gemacht. Wir haben zwar ein Schloss gefunden, aber es war nicht das, was wir erwartet hatten. Heute übernachten wir in einem uralten Hotel in Nepomuk. Und Hamster waren auch wieder unterwegs.

Sonntag, 9.10.22. Daheim. Heute fahren wir die letzte Etappe durch Tschechien nach Hause. Spät erst verzieht sich der Nebel, 11:30Uhr starten wir. Sonntags lässt es sich gut auf leeren Straßen fahren. Drei kurze Pausen später und eine kurze offroad-Stecke am Ende, schon nähern wir uns unserer Heimat. Wie auch immer das BMW-Navi das hinbekommt, es schickt uns jedes Mal wieder auf unbefestigte Routen, wenn wir nicht genau aufpassen. Gegen 16 Uhr parken wir die Motorräder im heimatlichen Carport ein.

Insgesamt sind wir von Dresden über Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und zurück 4.900 km gefahren in einem Zeitraum von 24 Tagen. Dabei sind 4 Tage Fahrpause enthalten. Wir hatten Temperaturen von 0 Grad bis 30 Grad, an 4 Fahrtagen hat es geregnet. Die Unterkünfte haben wir immer einen Tag im Voraus über booking.com gebucht. Auf der Reise sind zwei Motorräder auf der Straße gestürzt und das dritte Motorrad bei Parken umgekippt. Der Tacho zeigte bei der 750er BMW einen schweren Motorfehler an und bei meiner 700er ist auf der zweiten Hälfte der Reise der Motorlüfter ausgefallen. Bei Stau, längeren Standzeiten an Ampeln oder höheren Temperaturen kam immer mal die gelbe Warnleuchte mit Motorsymbol. Dann hieß es, Motor abschalten und abkühlen lassen. Ansonsten sind wir unbeschadet wieder daheim angekommen und genießen nun noch ein oder zwei Urlaubstage.