Alles was man so tut …

2020 – Abstecher auf Kreta


Die Karte im Grossformat

Für die letzte Märzwoche 2020 hatten wir uns für eine Woche im Norden Kretas eine Pension und zwei Motorräder gebucht. Das Coronavirus war schon für Schlagzeilen gut, aber so richtig wahrgenommen haben wir es gerade mal Anfang März. Drei Tage vor Abflug stornierte die Fluggesellschaft den Flug, zu dem Zeitpunkt hatten wir für uns bereits entschieden, nicht zu fliegen, umbuchen allerdings konnten wir nicht ohne zusätzliche Kosten. Wir waren also gezwungen, auf die Stornierung der Fluggesellschaft zu warten. Nun konnten wir per EMail die Unterkunft und die Motorräder auf Anfang Oktober umbuchen. Der Flug war ausgebucht, gestaltete sich aber mit Maske und Online-Einreiseformular völlig problemlos. Am Flughafen angekommen, holte uns Josef ab und fuhr uns in die Pension Anissaras Beach Motocamp, ca. 20km östlich von Heraklion direkt an der Nordküste der Insel. Ein Bierchen vom Faß, dann gings zum Abendessen ins Restaurant. Dort herrschte eine fröhliche Stimmung mit Lifemusik, lecker Wein und Essen, fremde Motorradfahrer wurden zu Gesprächen über Gott und die Welt animiert. Um halb zwei fielen wir ins Bett.

Tag 1. Kreta bringt uns 33 Grad und Sonne pur, der Schweiß fließt in Strömen. Die beiden 650er GS hat Yannis schon gestern Abend gebracht. Auf kleinen Straßen fahren wir ca. 100km durch die Bergdörfer und entschließen uns dann, für heute abzubrechen, bei den Temperaturen ist es zu anstrengend. Wir gehen lieber Baden und am Abend gibt es ein leckeres Barbecue.

Tag 2. In der Nacht haben wir die Klimaanlage laufen lassen, sonst wäre kein Schlaf möglich gewesen. Recht ausgeruht beginnen wir den Tag. Heute haben wir die Motorräder getauscht, da ich mit der Maschine von gestern nicht zurechtkam, der Gasbowdenzug ging sehr schwer. Wir fahren westwärts zum Nidaplateau und machen einen Abstecher zum Observatorium (Skinakas). Nachdem wir Heraklion hinter uns gelassen haben, beginnt eine wunderbar kurvige Strasse in die Berge, es wird weniger Verkehr und hier weht auch zur Mittagszeit bei 32 Grad ein laues Lüftchen. Oben im Gebirge kommt uns nur ab und zu ein anderes Auto entgegen, wenn der Asphalt besser wäre, könnte man es eine Traummotorradstrecke nennen. Zurück mussten wir den gleichen Weg nehmen, da die Straße im Gebirge endet. Es war eine sehr schöne Tour durch Olivenhaine und Weinberge. Traumhafte Schluchten und kaum Verkehr. Gegen 15 Uhr sind wir im Motocamp zurück.

Tag 3. Am heutigen Tag wollen wir eine Tour fahren, die von Anissaras über Iatepetra Richtung Sitia und zurück über Mochlos führt. Die Anfahrt von Anissaras nach Kalo Chorio führt ca. 40km über die Autobahn/Schnellstraße, danach wird es schön kurvig. Im Gebirge Richtung Agios Ioannis haben wir kleinste Bergstraßen für uns allein. Leider habe ich unglücklich geplant, zwischen Paraspori und Skopi gibt es eine Offroadeinlage, dabei gerieten wir gehörig ins Schwitzen. Danach geht es auf der landschaftlich schönen Schnellstraße zurück mit Abschwenker nach Mochlos. Kleines Fischerdorf mit tollen Restaurants. Nun haben wir uns selbst eine Lektion erteilt, das Navi führte uns ein zweites Mal über eine Offroadstrecke, aber wir wollen nicht umkehren. Als wir erahnen können, was uns erwartet, ist es zu spät dafür. Da heißt es, Augen auf, Hand am Gas und hoffen, dass alles gut geht. Nur nicht anhalten, dann wäre der Sturz perfekt. Und wir sind wirklich durchgekommen.

Tag 4. Heute touren wir vom Norden der Insel in den Süden nach Matala. 250km und nur kleine, kurvige Straßen. In Matala werden wir einen Blick auf die Höhlen von Matala. In diesen Höhlen haben in den 1960er Jahren schon Musiklegenden wie Bob Dylan und Cat Stevens gelebt. Für Aussteiger und Blumenkinder aus der ganzen Welt waren sie das Symbol für Freiheit und Andersartigkeit. Heute kann man die bekannten Wohnhöhlen besichtigen. Dazu braucht man aber etwas Fitness und mit Motorradklamotten bei 34 Grad ist das für uns gestrichen. Deshalb gibt’s nur ein Foto von unten.

Tag5. Leider fängt es heute beim Frühstück an zu regnen. Wir sehen, wie die Regenwolken vom Meer ins Land reinziehen. Nur mit Sommerjacke bewaffnet, fahren wir los und hoffen, dass der Wettergott uns verschont. Wir schaffen es ca. 100km um die Lassithi-Hochebene herum, ehe die ersten Tropfen fallen. Dann wird der Regen stärker, unsere Jacken durchweichen und die Motorräder fangen in den Kurven mächtig an zu rutschen. Irgendwann hört der Asphalt auf und geht in Schotter über, das ist der Moment, als wir uns entschließen, auf kürzestem Weg zur Autobahn einzuschwenken und den Weg in die Pension abzukürzen. Kurz vor Erreichen der Herberge hört der Regen auf. Wir vergammeln den Rest des Tages und gehen dann am Abend in die Taverne. Zum Abschluss wie jeden Abend spielen wir mit den anderen Motorradfahrern Karten oder schwatzen beim Bier.

Tag 6. Heute fahren wir unsere letzte Tour, weil wir am Abend die Motorräder abgeben. Auf der Autobahn fahren wir bis Heraklion und schwenken dann auf kleinere Straßen ab. Bei schönstem Sonnenschein und 25 Grad cruisen wir 230 km bergauf und bergab, wobei sich eine Kurve an die Andere reiht. Letztendlich sind wir mit einer längeren Kaffeepause um 16:30 Uhr wieder an unserer Motorradpension. Abends werden die Motorräder abgeholt. Morgen haben wir noch einen Strandtag, bevor uns Josef gegen 18Uhr zum Flughafen fährt.