Alles was man so tut …

2018 – Das wilde Herz Rumäniens

Durch das wilde Herz Rumäniens wird unsere nächste Tour gehen. Dieses Mal werden wir nicht zu zweit, sondern in einer Gruppe gleichgesinnter Motorradfahrer unterwegs sein. Was beschreibt die Reise am besten? Unser Guide Falko schreibt dazu: „Lebendiges Mittelalter, transsilvanische Gruselkunst, karpatische Wehrkirchen und ganz viel unberührte Natur werden wir auf unserer Rundreise durch das rumänische Siebenbürgen erleben. Dazu kommen faszinierende Bergstrecken und hohe Pass-Straßen, die bei jedem Motorradfahrer ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es wird eine spannende Zeitreise ins Gestern. Begegnungen mit sympathischen Menschen, der Blick in Dörfer ohne Strom und Wasseranschluss und dazu wilde und ursprüngliche Landschaften werden unsere Sinne berühren. Unsere Reise führt uns durch Bratislava und quer durch Ungarn hindurch immer weiter Richtung Osten. Angekommen in Siebenbürgen werden wir in aller Ruhe die berühmten Bikerstrecken von Rumänien befahren, Transalpina und Transfăgărășan, aber auch genug Zeit haben, um die schwarze Kirche von Brașov und die berühmte Törzburg am Bran Pass zu besichtigen, um dort nach Spuren des großen Grafen Dracula zu suchen. Am Abend sind wir bei den Bergbauern zu Besuch und feiern mit Schnaps und Wein oder probieren Wildspezialitäten bei traditioneller Musik in einer Daken-Scheune. Wenn wir auf der Rückreise in Siófok mit einem Glas Rotwein am Strand des Balaton sitzen und uns den Straßenstaub von den Füßen spülen lassen, sind sich alle wieder einig – eine Reise in den wilden Osten ist ein ganz großes Weltenbummler-Erlebnis!“ Wir lassen uns überraschen uns sind schon ganz aufgeregt, dass es endlich losgeht.

Die Karte im Grossformat

Tag 1 Das Abenteuer Rumänien beginnt mit einer tiefdunklen Regenwolke, als wir in Zinnwald auf unsere Mitfahrer warten. Mit halbstündiger Verspätung starten wir durch Tschechien, erst nach Kutna Hora, dann weiter nach Milovy. Micha führt heute unsere Gruppe von 9 Motorrädern über schöne kleine und kurvige Strassen. Wir kommen gut voran, so dass wir in Kutna Hora genügend Zeit haben, das Sedletz- Ossarium anzuschauen, dass wir bereits von einer früheren Tour kennen. In diesem Beinhaus werden 40.000 menschliche Skelette aufbewahrt, die auf dem durch geweihte Erde geheiligten Sedletzer Friedhof keinen Platz hatten. Am späten Nachmittag erreichen wir unsere Unterkunft und lassen den Abend bei Gulasch mit Knödeln und einem Bier ausklingen.

Tag 2 UFO in Bratislava gesichtet. Kein Regen am heutigen Tag, entgegen allen Vorhersagen. Dafür schöne Kurven und Landschaft. Dabei überquerten wir die kleinen Karpaten. Bereits um 14Uhr sind wir in Bratislava und checken in einem der besten Hotels der Stadt ein, im Crown Plaza. Danach haben wir Zeit für einen sonntagnachmittäglichen Stadtbummel. Highlight ist der UFO (-tower) an der SNP- Brücke (asymetrische Seilbrücke, Brücke des slovakischen Nationslaufstandes, 1967-1972 erbaut). Mit dem Aufzug in einer Pylone erreichen wir die Aussichtsplattform in 95m Höhe und geniessen die Aussicht bei einem Espresso. Zurück im Hotel warten wir bei einem kühlen slovakischen Chardonnay auf das Abendessen.

Tag 3 Donauknie, Budapest und Szeged waren heute unser Ziel. Die Landschaft flach und gerade, es gab sehr viel Verkehr. Wir sind auf einer langen Geraden, unser Guide setzt an, einen langen Laster vor uns zu überholen. Die Gruppe folgt auf die linke Strassenseite. Der Laster steht, links führt ein Feldweg ab. Da der Laster nicht blinkt, müssen wir halten, keiner möchte von einem abbiegenden LKW überrollt werden. Nacheinander gehen alle in die Eisen, da passiert es. Micha hat nicht mitbekommen, was vorn passiert, auf einmal sieht er nur meine roten Bremslichter vor sich aufleuchten. Das Abbremsen gelingt ihm zwar noch, aber er hat noch zu viel Geschwindigkeit und muss nun ausweichen. Dabei bleibt er mit seinem Lenkerende an meiner Gepäcktasche hängen. Der Lenker schlägt ein, das Motorrad stürzt und dreht sich einige Male um sich selbst. Alle sind entsetzt, aber oh Wunder, Micha steht auf und ist unverletzt. Er hat sich lediglich das Knie geprellt, jetzt humpelt er ein wenig und muss erst mal sehen, wie er morgen aufs Motorrad kommt. Noch hilft dabei das Adrenalin. Bei diesem Bremsmanöver sind am hinteren Ende unserer Motorradgruppe zwei weitere Fahrzeuge ineinander gefahren. Jetzt wird an Strassenrand erst einmal repariert, der Lenker neu gerichtet, das Werkzeug haben wir glücklicherweise dabei und die zerbrochenen Verkleidungsteile mit Haftband geklebt.

In Esztergom wollten wir uns eigentlich den Dom anschauen, wegen des Unfalls und der Reparaturen bleibt es bei einem Fotostop. Danach quälen wir uns durch Budapest, wenn es auch unterwegs schöne Architektur zu bestaunen gibt. Nach 350km erreichen wir unser Hotel in Szeged und nun sind wir gespannt auf Rumänien, ab morgen sind wir im Land. Leider haben wir heute nicht wirklich viel Fotos machen können, aber das wird besser.

Tag 4 Grenzgeschichten haben wir heute an der EU-Grenze zwischen Ungarn und Rumänien erlebt. Erst wollte der Grenzbeamte unsere Personaldokumente von jeden Einzelnen sehen. Danach kam ein zweiter Grenzbeamter und verlangte die Papiere des Motorrades und dazu noch einmal die Personaldokumente. Die Grenzbeamten wuselten zwischen uns herum, eine wahre Freude. Aber warum überhaupt? Wir überschreiten doch eine innereuropäische Grenze. Nach ungefähr 10min wurden wir dann weitergewunken. Über Timishoara fuhren wir durch das Banat südlich nach Moravita und dann immer an der serbischen Grenze an der Donau entlang in die kleine Walachei, bis nach Drobeta Turnu Severin. Das Landschaftsbild wurde vorwiegend von flachem Weideland geprägt, kurz vor Erreichen der Donau durchquerten wie noch ein paar Ausläufer der Karpaten.

Tag 5 Am Portile de Fier (Eisernen Tor) haben wir gleich heute morgen den ersten Fotostop eingelegt. Kaum hatten wir die Motorräder geparkt und die Kameras gezückt, kam auch schon ein Uniformierter auf uns zu und verwies auf das Fotoverbot. Ok, hier gibt es einen Grenzübergang nach Serbien, möglicherweise ist das Fotografieren wegen der Grenzanlagen verboten. Im Anschluss fuhren wir nördlich in die Karpatenausläufer mit einem Abstecher in den Semerik-Nationalpark. Am späten Nachmittag kommen wir in Sibiu im Hotel an.

Tag 6 Transalpinarunde. Für heute haben wir uns eine Runde von Sibiu über die Transalpina mit Abstecher zum Urdele-Pass vorgenommen. Da wir am Abend ins gleiche Hotel zurückkommen, brauchten wir nicht packen. Das Wetter war genau richtig mit 18Grad, sonnig und trocken. Auf der 300km-Runde gab es vorwiegend Landschaft zu sehen, wenige Dörfer, einige Stauseen und oben auf dem Pass auch Nebel. Insgesamt war es eine sehr schöne Motorradstrecke, fahrtechnisch schon recht anspruchsvoll. Die letzten 60km über die Fernverkehrsstrasse zurück nach Sibiu waren dann bei 30Grad nur noch durchhalten. Nach dem Abendessen unternahmen wir dann noch einen kleinen Stadtbummel.

Tag 7 Sibiu. Herrlich, heute mal kein klingelnder Wecker. Micha und ich haben den heutigen Tag zum Sightseeing und Ausruhen erklärt, während die Anderen wieder auf Motorradtour gehen. Mit Taxi besuchen wir das Freilichtmuseum Astra. Zu sehen gibt es Bauernhäuser, Werkstätten, eine Kirche, eine Schule, ein Wirtshaus und andere öffentliche Gebäude. Eine Besonderheit sind die verschiedenartigen Mühlen wie Windmühle, Walkmühle, Ölmühle, Sägemühle, Roßmühle, Wassermühle und Schiffsmühle. Am Nachmittag haben wir mit unserem deutschsprachigen Guide Christian eine Stadtführung durch Sibiu. Nach 3 Stunden sind wir aber derartig fußlahm, dass wir uns freuen, in den Bus zu steigen, der uns zum Abendessen nach Sibiel zu einem Bergbauerngehöft bringt. Erst um 23:30 sind wir im Hotel zurück.

Tag 8 Transfăgărășan. Von Sibiu fahren wir nach Osten und biegen nach ca. 20km in Richtung Süden auf die Transfogarascher Hochstraße ab, welche Siebenbürgen mit der Walachei verbindet und das Fogarasch- Gebirge überquert. Leider ist heute Samstag und damit sehr viele Ausflügler unterwegs, der Stau oben auf dem Balea-Pass auf 2042m Höhe ist enorm. Trotz der schönen Serpentinen kommt keine richtige Freude auf, der Strassenbelag ist teilweise sehr schlecht und auf dem Weg runter vom Pass fahren wir an einer Fahrzeugkolonne von ca. 1km vorbei. Das ganze Blech wälzt sich auf den Pass hoch. Noch schnell ein paar Fotos geschossen und dann weiter Richtung Hotel in Capatineni. Am Nachmittag baden wir im Stausee, herrlich.

Tag 9 Brașov. Heute ist Sonntag und wir starten schon 8 Uhr. Damit verbinden wir die Hoffnung, am frühen Morgen noch ein wenig auf leeren Strassen fahren zu können. Und wirklich, kaum sind wir 3 min unterwegs, sehen wir am Strassenrand eine Bärenmutter mit ihren 2 Kindern. Wirklich unglaublich. Sie sahen ganz friedlich aus, trotzdem kam Niemandem von uns der Gedanke, wegen eines Fotos anzuhalten bzw. zurückzufahren. Damit hätten wir nie gerechnet und waren ganz happy. Am Stausee entlang geht das prima, dann weiter nach Schloss Bran werden es immer mehr Sonntagsausflügler, je später es wird. Um 11 Uhr stehen wir im Ort Bran und schauen zum Schloss hoch, auch Törzburg genannt. Die Autos winden sich wie schon gestern im Făgăraș-Gebirge auch heute als Blechschlange durch den Ort. Der Eintritt ist zwar für uns bezahlt, trotzdem müssten wir uns für den Rundgang durch due Burg anstellen. Ungefähr 2 bis 3 Stunden. Wir verzichten auf die Besichtigung der Burg, hier soll Draculas Vorbild, Fürst Vlad Tepeș, öfter genächtigt haben. Wir machen noch ein Gruppenfoto und fahren weiter bis Brașov, unserm heutigen Tagesziel.

Tag 10 Sighișoara. Die heutige Streckenentfernung sollte 350km betragen, mit zwei kulturellen Highlights verbunden. Unser erstes Ziel heute morgen war Sighișoara, deren historisches Zentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Dafür mussten wir die Stufen zu den engen Gassen der Altstadt zu Fuß erklimmen. Der Stundturm ist das Wahrzeichen von Sighișoara und ist wirklich prächtig anzuschauen. Der zweite Kulturstop war in Biertan, wo wir die Kirchenburg aus dem 16.Jahrhundert anschauten, die grösste Wehrkirche Siebenbürgens und ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe. Am Abend erreichen wir Cluj-Napoca (Klausenburg), wo wir übernachten.

Tag 11 Salina Turda, Apuseni NP, Arad. Und schon wieder ist um 7:30Uhr Frühstück angesagt, Abfahrt 8:30Uhr zur Saline Turda. Das ist ein ehemaliges Salzbergwerk einige Kilometer südlich von Cluj Napoca, welches mit EU-Fördermitteln zum Museum und Vergnügungspark umgestaltet wurde. Mit dem Fahrstuhl geht es in die Tiefe einer riesigen Salzhalle mit Riesenrad, Bootsfahrten, Bowling, Minigolf und Cafeterias. Die Weite dieser Halle ist faszinierend. Nach zwei Stunden starten wir durch den Apuseni-Nationalpark, Kurven vom Feinsten, aber leider sehr schlechte Strassenverhältnisse, Teile der Strasse mussten wir Offroad fahren, da diese gerade komplett saniert wurden. Gerade rechtzeitig zum Abendessen erreichten wir unser Hotel in der Altstadt von Arad. Gerade sitzen wir an der Bar beim GinTonic und lauschen dem Klavierspieler.

Tag 12 Und dieses Jahr am Balaton klingt die Reise langsam aus. Heute war ein reiner Fahrtag von Arad über Szeged an den Balaton, um die weite Distanz auf dem Heimweg zu verkürzen. Jetzt sitzen wir mit Gon Tonic am Wasser und schauen dem Sonnenuntergang zu.

Tag 13 Frühstück vor Tihany. Nach dem Frühstück um 7Uhr sind wir dann mit der Fähre über den Balaton nach Tihany übergesetzt. Danach sind wir schnell durch Ungarn und über schöne kurvige Strassen durch die österreichischen Kalkalpen gefahren. Hier übernachten wir im traumhaften Hotel mit Donaublick in Maria Taferl. Nach der Urlaubsauswertung zum Abendessen sitzen wir noch bei Weisswein und Whisky zusammen. Morgen gibt es dann die große Verabschiedung.

Tag 14 Wieder zurück. Um 8Uhr haben wir unsere Gruppe verabschiedet, weil wir auch mal länger schlafen und in Ruhe frühstücken wollen. Danach laufen wir noch zur Wallfahrtskirche in Maria Taferl (Pfarrkirche zur Schmerzhaften Muttergottes) und packen dann unsere Motorräder für die Heimreise. Für die 470km auf Landstrassen und kleinen Verbindungsstrassen brauchen wir 9 Stunden und kommen gegen 19Uhr wohlbehalten und erschöpft wieder zu Hause an.

Nachträgliche Betrachtungen. Das fünfte Mal sind wir mit DreiTannenReisen auf Tour unterwegs gewesen. Die Organisation der Motorradreise durch DreiTannenReisen hat super geklappt, aber es waren leider viel zu viele Mitfahrer, insgesamt ca. 95 Reiseteilnehmer auf 70 Motorrädern. Auch wenn wir in einzelnen Gruppen zu je 10 Motorrädern gefahren sind, kommen an jedem Abend alle im Hotel zusammen und der Lärm im Speisesaal ist immer ohrenbetäubend. Auch waren die Längen der einzelnen Fahr-Etappen viel zu lang, was bedeutet, dass am Morgen sehr zeitig gefrühstückt werden muss, um pünktlich loszukommen. An manchen Abenden kam die letzte Gruppe gerade kurz vor 19.30Uhr am Zielort an und hatte nicht mal mehr Zeit zum Duschen vor dem Abendessen. Des Weiteren standen meines Erachtens (auch wegen der langen Fahretappen) zu wenige kulturelle Highlights auf dem Programm. Urlaubsfeeling sieht anders aus. Naja, und die Strassen in Rumänien sind nicht wirklich mit gutem Asphalt ausgestattet, da macht Motorradfahren nicht wirklich Spaß. Und wem das noch nicht abschreckend genug ist, dem sei gesagt, dass auf dem Pass der Transfogarascher Hochstrasse der Stau von Nord und Süd aufeinandertrifft. Kurz gesagt, aus dem Rumänienbesuch hätte man mehr machen können. So war die Reise gegenüber meinen Erwartungen recht enttäuschend. Schade, aber so schnell werden wir wohl keine Tour mehr dorthin unternehmen.