11.07.1993 – 08.08.1993
Ich bin in der DDR geboren und in den 60er und 70er Jahren hier aufgewachsen und 1990 hat die Wiedervereinigung Deutschlands uns die lang ersehnte Reisefreiheit gebracht. Das muss ich unbedingt nutzen, solange ich jung bin, sagte ich mir zum wiederholten Mal. Deshalb steckte ich, wie schon 1991, wieder alle Ersparnisse in eine große Reise. Steffen und ich fliegen in die USA und diesmal wird Julia mit dabei sein, mit fast 8 Jahren können wir das wagen. Wir kaufen einen Reiseführer, buchen die Flüge und den Mietwagen im Reisebüro und planen unsere Route. Im Gepäck haben wir unsere Campingausrüstung.
Abbildung: Route von San Francisco über den Redwood N.P. zum Yellowstone N.P., Teton N.P. Salt Lake City, Bryce Canyon N.P., Capitol Reff N.P., Monument Valley, Grand Canyon N.P. Organ Pipe Cactus National Monument, San Diego, Los Angeles, Karte erstellt aus OpenStreetMap-Daten, Lizenz: OpendataBase-Lizenz (ODbL)
Sonntag, 11.07.1993
Der Wecker klingelt um 04:00 Uhr morgens. Diesmal schaffen wir bis zur Abfahrt des Zuges um 05:40 Uhr sogar alles ohne Hast. Der Zug fährt von Dresden bis Berlin-Lichtenberg, dann steigen wir um in die S-Bahn, später in den Flughafenzubringer bis Tegel. Wir fliegen mit TWA (TransWorldAirlines) und die Maschine fliegt mit 2 Stunden Verspätung los. Wir haben eine Zwischenlandung in Brüssel und bis wir in New York ankommen, haben wir die Verspätung wieder wettgemacht. Alles hat super geklappt, von New York fliegen wir weiter nach San Francisco und Julia hat auf dem ganzen Flug geschlafen. Hier in den USA haben wir 9 Stunden Zeitverschiebung, wir kommen um 23 Uhr bei einem herrlichen Sonnenuntergang über dem Atlantik in San Francisco an, holen schnell den Mietwagen ab und suchen uns ein Motel (28$) und fallen todmüde ins Bett.
Montag, 12.07.1993 San Francisco
Heute wollen wir uns die interessantesten Dinge, die der Reiseführer verspricht, in San Francisco anschauen. Meine Erwartung ist hoch. Aber natürlich schaffen wir nicht alles, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren in Chinatown und Julia war total begeistert von den Fischgeschäften mit lebenden Krabben und Krebsen. Im Maritime Museum nahe Fischermann’s Warf steigen wir in uralte Fischerei- und Kriegsschiff-Segelboote. Die Fahrt mit der Cable Car die Hügel vom Telegrafen-Hill hinunter und hinauf ist sehr aufregend aber auch beängstigend, da sich zu viele Touristen hier drängen. Am Abend, auf der Suche nach einer Unterkunft in einer der Jugendherbergen haben wir einen wundervollen Ausblick von den Bergen auf die Stadt und auf die Golden Gate Bridge. Wie sind die Preise? Für das chinesische Essen zahlen wir für 2 Personen 20$, für eine Fahrt mit der Cable Car 3$. Hat sich meine hohe Erwartung an San Francisco erfüllt? Schon. Die Stadt ist bunt und turbulent, erlebnisreich, laut und weltoffen.
Dienstag, 13.07. und Mittwoch, 14.07.1993
Gestern Abend haben wir in der Dunkelheit noch einen recht guten Zeltplatz gefunden, auch den Zeltaufbau bekamen wir hin, das Zelt war neu gekauft und der Aufbau das erste Mal. Die Zeltplätze in Amerika sind absolut anders eingerichtet als in Deutschland. Mitten im grünen Wald hat jeder Platz seine Wasserstelle, Kochstelle und sein eigenes Vorratsregal, die Plätze sind nummeriert und demzufolge begrenzt. Sehr idyllisch und sehr angenehm. Nachdem wir also an diesem Morgen gemütlich gefrühstückt hatten, sind wir den Rest des Tages nur auf dem Highway unterwegs gewesen, um am Abend erneut auf einem Zeltplatz zu landen, diesmal direkt am Pazifik. Ein herrlicher Sonnenuntergang und phantastische Wellen entschädigten uns für die lange Fahrt. Am heutigen Mittwoch ruhen wir uns aus, gehen an der Küste spazieren, sammeln Muscheln, telefonieren mit Julia’s Oma Ussi, sitzen am Lagerfeuer, spielen Karten und verbringen Zeit mit Lesen.
Donnerstag, 15.07.1993
Heute brechen wir schon am frühen Morgen auf. Nach ungefähr 4 Stunden Fahrt, mit einer kurzen Pause zum Frühstück, erreichen wir unser Ziel, den Redwood State Park. Bei den Amerikanern sind die Zeltplätze am frühen Abend immer schon alle besetzt. Hier heißt es, so früh wie möglich anmelden. Also fahren wir zuerst zum nächsten Campground. Hier haben wir auch gleich ein tolles Erlebnis, eine Herde Elche lief vor uns an der Strasse und graste am Strassenrand. Auf dem Campingplatz tauchen öfter Bären auf, deshalb gibt es eindringliche Belehrungen, keine Essensreste liegen zu lassen. Am frühen Abend sind wir dann noch durch den dschungelhaften Wald gewandert, der an den Zeltplatz grenzt. Und nun erwartet uns noch eine Rangerveranstaltung.
Freitag, 16.07.1993 Redwood State Park
Heute heisst es, früh aufstehen und Sachen packen. Um 08:30 Uhr stehen wir in der Touristeninformation, da uns der Shuttle-Bus in den Redwood-Forest bringen soll. Hier haben wir eine 2-stündige Wanderung durch die Mammutbaumwälder gemacht. Das war wirklich sehr beeindruckend. Und wir haben hier den höchsten Baum der Welt gesehen. Am Nachmittag waren wir dann noch mal am Pazifik, da wir die Küste erst am Ende unseres Urlaubs wiedersehen werden. Julia begeistert sich für die Fischer, wie sie ihre Netze in die anrollenden Wellen halten und die See mit ihrer Naturgewalt wirklich jedes Mal einige Fische in die Netze hineintreibt. Nach Milchshake und Pizza brechen wir auf zu einer 24-stündigen Autofahrt durch die Nacht und den folgenden Tag, an dem wir gegen 18 Uhr den Yellowstone-Nationalpark erreichen. Der Yellowstone Nationalpark liegt hauptsächlich in Wyoming, hat aber auch Flächen in Montana und Idaho.
Sonntag, 18.07.1993 Yellowstone N.P.
Wenn man erst am Abend im Yellowstone Nationalpark ankommt, zumal am Wochenende, ist es gar nicht so leicht, eine Unterkunft zu bekommen. Alle Zeltplätze waren voll belegt und die Hütten, Cabins oder Hotelzimmer für uns zu teuer, ca. 80$ sollten diese kosten. Als es dann dunkel wurde, fanden wir doch noch einem Zeltplatz. Er lag etwas westlich ausserhalb des Nationalparks, dafür in wunderbarer Lage mit herrlichem Blick auf einen See, umgeben von Wäldern und den Gipfeln der Rocky Mountains. Wir wollen gleich 4 Tage hierbleiben, je Tag kostet der Zeltplatz 14$. Beim Aufstehen heute Morgen lachte die Sonne und eine faszinierende Stille lag über dem See. So kommen wir erst gegen Mittag los, wir suchen OLD FAITHFUL, den berühmtesten Geysir des Yellowstone Nationalparks. Den ganzen Tag wandern wir zwischen „Suppen“, Springquellen und ausgedehnten Geysirgebieten. Leider ist der Nationalpark in den Monaten Juli und August sehr überlaufen. Trotzdem war es phantastisch und ich habe fast zwei ganze Diafilme verknipst. Da wir viel Zeit haben, können wir die vielen Eindrücke ganz in Ruhe genießen. Gegen 16 Uhr gibt es eine immense Touristenansammlung am OLD FAITHFUL, kurz darauf schiesst die Fontäne in die Höhe. Und wieder einmal haben wir es nicht geschafft, vor Einbruch der Dunkelheit am Zelt zu sein. Es ist bitterlich kalt und schnell schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke. Heute verzichten wir auf das Lagerfeuer.
Montag 19.07. und Dienstag, 20.07.1993 Yellowstone N.P.
Heute fahren wir nach Norden im Nationalpark zu „Mammut Hot Spring“, die Kalkstein-Sinterterassen, von denen der Reiseführer nur so schwärmte. Deshalb hatte ich mir von diesen auch mehr versprochen erhofft. Aber ein tolles Picknick am Nachmittag versöhnt mich mit den überzogenen Erwartungen. Zwischendurch mussten wir in einem Bekleidungsshop noch zusätzliche dicke Pullover kaufen, nachts sinkt die Temperatur nahe dem Gefrierpunkt. Aber Julia vergöttert ihren neuen Pullover mit den Pferden darauf. Am Abend sitzen wir dann am Lagerfeuer vor dem Zelt und geniessen einfach die Landschaft. Tags darauf, am Dienstag, war unser Ausflugsziel im Nationalpark der „Grand Canyon of the Yellowstone“ mit zwei sehr beeindruckenden Wasserfällen. Der untere, grössere Wasserfall hat einen herrlichen Blick, allerdings mussten wir dafür 328 Stufen hinunter und natürlich wieder hinaufsteigen. Trotz Erschöpfung machen wir noch eine kleine Wanderung. Auf dem Rückweg halten wir noch an Supermarkt und Eisdiele, ehe wir wieder am Zeltplatz sind.
Mittwoch, 21.07.1993 Teton N.P.
Heute wollen wir den Yellowstone Nationalpark wieder verlassen, auch wenn es uns so wunderbar gefallen hat, wir wollen noch andere Nationalparks besuchen. Auf dem Weg aus dem Park heraus machen wir noch einen Abstecher zum Norris-Geysir-Basin, dem heißesten Geysirbecken des Yellowstone Nationalparks. Dann Richtung Süden vorbei am Fishing Lake und Canyon Village mit einem Aufenthalt am See. Wir nehmen den südlichen Ausgang des Parks und gelangen von Norden in den Teton Natioanlpark. Und wieder sind alle Zeltplätze besetzt, wie wir im Visitorcenter erfahren. Also bleibt uns nichts weiter übrig, als etwas ausserhalb des Teton Nationalparks einen Zeltplatz zu suchen. Gerade haben wir unser Zelt aufgebaut, fängt es an, zu regnen. Hoffentlich ist Morgen schönes Wetter, denn wir wollen einen Tag im Gebirge auf dreieinhalbtausend Metern Höhe wandern.
Donnerstag, 22.07.1993 Teton N.P./Bear Lake
Leider regnete es heute Morgen immer noch, oder schon wieder. Jedenfalls wurde nichts aus der Wanderung im Gebirge. Alles war nebelverhangen und dunstig. So traurig es ist, wir müssen uns weiter auf den Weg nach Süden machen. Die Landschaft, durch welche wir fahren, wirkt sehr majestätisch. Als wir aus dem Gebirge herauskamen, wechselte das Landschaftsbild und wir sahen viel Landwirtschaft und Farmbetrieb. Zwischendurch treibt uns der Hunger in einen Pizza-Hut. Eine Riesenpizza, verflixt, einfach nicht zu schaffen, so lassen wir uns den Rest einpacken. Heute kommen wir bis zum Bear-Lake. Endlich bekommen wir einmal eine Hütte auf dem Zeltplatz, schön und sogar mit Hollywoodschaukel. Jetzt ist noch Zeit für einen Abendspaziergang am See.
Freitag, 23.07.1993 Bear Lake/Salt Lake City
Leider regnete es auch heute Morgen wieder in Strömen, aber die Wetterkarte zeigt, dass sich das Tief am Wochenende in Richtung Osten bewegt. Hoffen wir es. Inzwischen sind wir in Salt Lake City angekommen und haben somit die Staaten California – Oregon – Idaho – Wyoming – Montana – Utah befahren. Das Zimmer in Salt Lake City für 30$ ist lächerlich klein, aber dein diesem regen macht eine Stadtbesichtigung keinen Spaß. Also legen wir einen Nachmittag zum Relaxen und Postkarten schreiben ein.
Sonnabend, 24.07.1993 Salt Lake City
Heute ist in Utah Feiertag der Mormonen, ein Gedenktag an die ersten Mormonensiedler im Jahre 1847, die 2000 Meilen von Osten nach Westen zogen und sich im Salt Valley niederliessen. Aus diesem Grund fand am Vormittag auf einer der Hauptstrassen ein Festumzug statt, zu dem wir zufällig dazukamen. Julia war hellauf entzückt von dem ganzen Glitter, den Clowns und der Musik. Nach Ende des Festumzuges besuchten wir den Temple Square. Ja, der war durchaus sehr eindrucksvoll, mit Musikhalle und Mormonenkirche. Unser anschliessender Trip zum Salt Lake war dafür eine Enttäuschung. Selbst Steffen hatte sich den Salzsee anders vorgestellt. Baden war nicht drin, denn der riesige See war kilometerweit nur etwa 20 cm tief und schlammbraun. Ringsherum waren weite ausgetrocknete Gebiete zu sehen. Enttäuscht machten wir uns auf dem Highway auf, weiter in Richtung Süden, zum Bryce Canyon.
Sonntag, 25.07.1993 Bryce Canyon
Im Bryce Canyon, etwas nördlich des Grand Canyon gelegen, noch in Utah, gibt es zwei Zeltplätze im Nationalpark. Dieses Mal haben wir es erstmals geschafft, zu einer besonders guten Zeit bei der Zeltplatzreservierung anzukommen, sodass wir einen Zeltplatz auf dem verträumten nördlichen Areal ergattern konnten. Schnell haben wir das Zelt aufgebaut und gegen Mittag konnten wir gleich los zur Wanderung. Julia war gut drauf und stieg freiwillig mit uns in den Canyon hinab. Total erschöpft kamen wir alle drei wieder oben an. Es ist ein ganz entzückender Anblick vom Rand in den Canyon hinab und die Betrachtung der Gesteinsformationen lässt der Phantasie freien Lauf.
Montag, den 26.07.1993 Bryce Canyon
Diese Nacht haben wir sehr unruhig geschlafen. Steffen hatte gestern Abend noch Bekanntschaft mit einem Stinktier gemacht, oder war es doch ein Stachelschwein? Nun horchte er auf alle Geräusche außerhalb des Zeltes. Wir hatten uns vorgenommen, gegen 06:00 Uhr aufzustehen und den Sonnenaufgang zu erleben. Das war ein wunderbarer Anblick, die Sonne ging direkt hinter dem Canyon auf. Im Anschluss legten wir uns nochmal für zwei Stunden schlafen. Letztendlich haben wir heute keine große Wanderung gemacht, nur einen kleinen Spaziergang. Den Abend verbrachten wir dann ganz gemütlich am Lagerfeuer mit Würstchen am Spieß. Morgen möchte ich mit Julia eine Stunde auf den Pferden reiten, eine angebotene Tour in die nahe Umgebung. Steffen möchte nicht mit, sein Respekt vor den Pferden ist dann doch zu groß. Beide sind gerade zum Telefon unterwegs, Omi Ussi anrufen, ich hüte das verlöschende Lagerfeuer.
Dienstag, 27.07.1993 Bryce Canyon
Es hat wirklich geklappt mit der Reitertour, eine durch Wald und am Rand des Canyons entlang. Julia hat eine sehr gute Figur auf dem Pferd abgegeben, welches sogar kurzzeitig in trab verfiel. Verblüffenderweise habe ich ein kleineres Pferd bekommen als Julia und hatte dabei das Gefühl, dass die Proportionen nicht stimmen. Aber es hat uns beiden großen Spaß gemacht, vielleicht ergibt sich solch eine Gelegenheit ein zweites Mal. Als wir wieder am Zelt angekommen waren, war es schon Mittagszeit, trotzdem konnten wir uns noch zu einer 4-stündigen Wanderung am Canyonrand entlang entschliessen. Unterwegs sammelte Julia Pflanzen für ein Herbarium, welches sie später anlegen möchte. Wir machen ein Picknick in Fairyland und am Abend gab es dann Spaghetti am Lagerfeuer. Der Aufenthalt im Bryce Canyon war rundum ein Erlebnis, aber nun müssen wir weiter. Morgen geht es zum Capitol Reef Nationalpark.
Mittwoch, den 28.07.1993 Capitol Reef N.P.
Vom Bryce Canyon zum Capitol Reef Nationalpark fahren wir mehrere Stunden durch wunderschöne, bezaubernde Canyonlandschaften und erreichen am Nachmittag unser Ziel. Unterwegs haben wir uns Ausgrabungen eines Indianerdorfes angesehen. Julia war total fasziniert. Hier im Capitol Reef Nationalpark und in der gesamten Umgebung herrschen wüstenhafte Temperaturen von 40 Grad im Schatten. Tagsüber schaffen wir es nicht, etwas zu unternehmen, schon gar nicht, zu wandern. Nur gut, dass wir eine Klimaanlage im Auto haben. Als die Hitze gegen 18 Uhr nachlässt, sind wir noch zwei Stunden zu Fuß unterwegs, wir wandern durch herrliche steile Felsklippen, vom Flusswasser ausgewaschen mit meterhohen Wänden. Während wir von unserer Wanderung zurück sind und die Vorhaben für die Nächsten Tage besprechen, besuchen zwei Stinktiere unser Zelt. Steffen möchte morgen eine Frühwanderung machen.
Donnerstag, 29.07.1993 Capitol Reef N.P.
Steffen hat es tatsächlich geschafft, mit der Sonne aufzustehen, marschierte los und war um halb Zehn zurück, gerade als ich mit Frühstückmachen fertig war. Julia hat es hier super gefallen, hat sie doch in der Tochter des Zeltnachbarn eine Freundin gefunden, mit der sie viel gespielt hat. Kurz vor unserer Abfahrt waren die beiden Mädchen dann noch auf dem Nachbarzeltplatz Aprikosen pflücken. Nun sind wir unterwegs Richtung Monument Valley. Der Zeltplatz hier ist ziemlich fürchterlich, alles sandig, aber es gibt einen prima Swimmingpool. Gleich nach Ankunft sehen wir Julia reinhüpfen.
Freitag, 30.07.1993 Monument Valley/Grand Canyon
Heute Vormittag machen wir eine Rundtour durch das Monument Valley. Es sind erhebende Anblicke und wir machen viele Fotos von den Giganten und natürlich auch von den noch vorhandenen Wohnorten der Navajo-Indianer. Am Zeltplatz zurück springen wir nochmal kurz in den Swimmingpool, dann geht es weiter auf unserer fahrt zum Gran Canyon. Dort kommen wir erst am Abend an und natürlich sind, wie zu erwarten, alle Zeltplätze im Nationalpark bereits belegt. Kurz vor dem Südeingang in den Grand Canyon finden wir dann doch noch einen Platz. Am nächsten Morgen bemerken wir, dass gleich nebenan der Hubschrauberlandeplatz gelegen ist, von dem die 30-minütigen Rundflüge durch den Canyon starten und landen. Nur Krach, Wind und Staub. Das reinste Chaos. Hoffentlich finden wir morgen einen anderen Platz.
Sonnabend, 31.07.1993 Grand Canyon
Heute Morgen bin ich gleich mit dem Auto auf den Campground im Grand Canyon Village gefahren, um dort einen freien Platz zu ergattern. Aber das war völlig aussichtslos. Die nicht belegten oder heute freigewordenen Standplätze sind schon lange im Voraus vorbestellt. Aber wir versuchen, für die nächsten zwei Tage ein Tipi zu bekommen. Und ja, es hat geklappt. Das Tipi ist ziemlich geräumig, auch wenn es nachts ganz schön zugig ist. Auch heute unternahmen wir eine Wanderung, waren aber ganz schön schlapp und kürzten die Strecke dann ab, indem wir mit dem Bus zurückfuhren.
Sonntag, 01.08.1993 Grand Canyon
Kurz nach Sonnenaufgang gegen 05:40 Uhr habe ich Steffen an den Start des Trecks gebracht, er will in den Canyon hinab wandern. Gegen Mittag wollen wir uns wieder treffen. Jetzt frühstücke ich gemeinsam mit Julia und dann fahren wir los zum Shuttle-Bus auf den West-Rim. Da wir heute recht früh auf den Beinen waren, gab es kein Anstehen am Bus und sogar einen Fensterplatz. An der Endstelle – Hermiti’s Rest – steigen wir aus und wandern zum Treffpunkt mit Steffen. Was für eine herrliche Aussicht in den Canyon. Um 12 Uhr ist Steffen noch nicht am Treffpunkt und wir warten. Als er dann gegen 14 Uhr kommt, ist er total erschöpft und abgekämpft. Die Tour war anstrengender, als er vermutet hatte. Später am Zelt angekommen und geduscht, schlief er bis zum Abend, während Julia und ich uns beim Minigolf vergnügten.
Montag, 02.08.1993 Organ Pipe Cactus National Monument
Heute fahren wir weiter zum Organ Pipe Cactus National Monument. Dies ist ein direkt an der mexikanischen Grenze und im nördlichen Teil der Sonora-Wüste gelegener Park im US-Bundesstaat Arizona. Er ist nach dem Orgelpfeifenkaktus benannt, den es innerhalb der USA nur noch in diesem Park und und näherer Umgebung gibt. Jetzt sind wir im Wüstenklima. Gegen 17 Uhr kommen wir am Visitor-Center an starten von dort bis zum Sonnenuntergang die kürzere der beiden Rundtouren, welche uns 2 Stunden durch den Kakteenwald führt. Wir sehen bis zu 6 Meter hohe Kandelaberkakteen (Orgelpfeifenkakteen), müssen aber lange danach suchen. Zwischendurch müssen wir immer mal die Klimaanlage im Auto ausmachen, da sich die Motortemperatur im roten Bereich bewegt und wir bei diesen Temperaturen von knapp 45 Grad nicht riskieren wollen, mit dem Auto liegenzubleiben. Mit Sonnenuntergang fahren wir in den nächsten Ort, um uns ein Quartier für die Nacht zu besorgen. Der Zeltplatz, den es hier gibt, ist für uns nicht akzeptabel, da es hier Skorpione und Klappeschlangen gibt. Da wir mit unserem Trip nun an unserem südlichsten Punkt, an der mexikanischen Grenze angekommen sind, geht die Fahrt ab nun wieder nordwärts.
Dienstag, 03.08.1993
Die Interstate 8 ist heute unser roter Faden. Es ist ein reiner Fahrtag. Von Gila Bend nach San Diego brauchen wir bis zum Abend. Wir finden nördlich von San Diego, etwas außerhalb, einen Zeltplatz. Mit 21$ ist er teuer und schmutzig, aber er ist direkt am Pazifik gelegen. Endlich wieder das Salzwasser auf der Haut spüren.
Mittwoch, 04.08.1993 San Diego
Nach anfänglichem Ärger mit dem Wechseln der Campsite auf dem Platz schien der Tag doch noch schön zu werden. Nachdem wir uns in den Wellen so richtig ausgetobt hatten, machten wir uns auf nach Sea World. Der Besuch war Julia’s Wunsch und die Begegnung mit mit Delphinen, Walen, Haien, Pinguinen, Ottern, Seelöwen und Seehunden war einfach faszinierend. Die veranstalteten Shows waren in unseren Augen schon ganz schön kitschig, aber die Amerikaner sind es so gewöhnt. Der Abschluss war um 21:15 Uhr, eine Eislaufshow mit Gymnastikeinlagen, danach eine Lasershow mit phantastischem Feuerwerk. Einfach super.
Donnerstag, 05.08.1993
Heute geht es nach Los Angeles. Wir müssen die gesprungene Frontscheibe des Autos mit der Alamovermietung klären. Das ist dann auch ziemlich schnell erledigt. Nun geht es auf nach Disney World. Hier verbringen wir den ganzen Tag bei schönstem Wetter. Am Abend fallen wir dann todmüde in unsere Schlafsäcke.
Freitag, 06.08. und 07.08.1993 Heimflug
Von 29 Tagen unseres Urlaubs sind wir 8 ganze Tage nur gefahren, immer mit kurzen Erholungspausen zwischendurch. Nur an wenigen Tagen sind wir überhaupt nicht gefahren, an den restlichen Tagen haben wir immer kürzere Strecken zurückgelegt. Insgesamt waren wir mehr als 5 Tausend Kilometer unterwegs. Der Trip war aufregend, voller Erlebnisse, voller Natur und wunderbarer Begegnungen mit den Menschen unterwegs.
Abbildung: Route von San Francisco über den Redwood N.P. zum Yellowstone N.P., Teton N.P. Salt Lake City, Bryce Canyon N.P., Capitol Reff N.P., Monument Valley, Grand Canyon N.P. Organ Pipe Cactus National Monument, San Diego, Los Angeles, Karte erstellt us OpenStreetMap-Daten, Lizenz: OpendataBase-Lizenz (ODbL)