Zeitraum: 23.07.1982 – 23.08.1982, Artikel geschrieben im Juli 2025
Wir haben gerade die Abiturprüfungen geschafft. Ein herrliches Gefühl, wenn keine Verantwortung vor uns liegt, wir fühlen uns frei. Vier Freunde beschließen für den restlichen Sommer am Ende der Schulzeit eine Reise durch Bulgarien. Aus heutiger Sicht gar nicht so einfach ohne Mobiltelefon, Internet und ohne Ersparnisse. Dabei sind meine Schulkameraden und Freunde Annette, Uwe (Scholli), Steffen und ich, alles ehemalige Schüler der erweitertem Oberschule Otto-von-Guericke in Magdeburg, im Jahr 1982. Auf die Jungen wartet ab November die Nationale Volksarmee, für uns Mädchen das Studium oder ein praktisches Jahr vor dem Studium. Aber erstmal genießen wir die freie Zeit.
Freitag, 23.07.82. Endlich geht es los. Der Blick auf den Wecker zeigt, es ist 5:30Uhr. Um 6:13 fährt der Zug nach Berlin, nun aber nichts wie in die Sachen und los zum Bahnhof. Hier treffe ich Annette. In Berlin angekommen, geben wir unsere Sachen an der Gepäckaufbewahrung am Ostbahnhof ab und gehen noch das Notwendigste einkaufen. Unser Zug nach Varna, in dem wir uns mit Steffen und Scholli treffen wollen, fährt später vom Bahnhof Berlin-Schönefeld ab. Also müssen wir noch vom Ostbahnhof nach Berlin-Schönefeld über Berlin-Lichtenberg. Als wir später unser Gepäck am Ostbahnhof wieder abholen wollten, traf uns fast der Schlag, ungefähr 50 Reisende standen in der Schlange am Schalter der Gepäckaufbewahrung an und die Frau am Schalter gab uns unser Gepäck nicht raus. Mir war richtig zum Heulen zumute, denn in 30 min fuhr die S-Bahn nach Berlin-Schönefeld ab. Also nichts wie hin zum Schichtleiter, der war aber nicht da, wir waren fix und fertig. Wenn wir den Zug von Berlin-Schönefeld nach Varna nicht erreichen würden, hätten wir einen ganzen Tag verloren und würden auch den Treffpunkt mit Steffen und Scholli versäumen. In letzter Minute fand sich zum Glück noch ein netter Angestellter, der uns unser Gepäck zum Hinterausgang der Gepäckaufbewahrung herausbrachte. Ich war so froh, nun aber schnell in die S-Bahn nach Berlin-Schönefeld. Im letzten Moment erreichen wir den anfahrenden Zug nach Varna.
Sonntag, 25.07.82 Nun sind wir ziemlich erschöpft in Sofia angekommen, nach 55 Stunden Zugfahrt. Davon hatten wir höchstens 15 Stunden einen Sitzplatz, zu 8 Personen im Abteil eingequetscht. Aber besser als Stehen, den auch der gang im Zug war vollgestopft mit Reisenden und Gepäck. Der Zug fuhr über Budapest, hier mussten wir den Waggon wechseln, da der Waggon, in dem wir bisher saßen, abgekoppelt wurde. Einige Stationen hinter Budapest stiegen dann Steffen und Scholli in den Zug zu, so hatten wir es zwei Wochen zuvor verabredet und es hatte geklappt. In Sofia fuhren wir dann mit dem Bus gleich raus zum Zeltplatz. Ich fand ihn ziemlich teuer, 10 Lewa und 40 Stotinki für 4 Personen und 2 Zelte. Im Jahr 1982 betrug der Wechselkurs Lewa zu DDR-Mark offiziell 1:1. Für die Zugfahrkarte Berlin – Varna hin und zurück hatten wir um die 250 DDR-Mark bezahlt.


Montag, 26.07.82 Nach dem Frühstück erkunden wir Das Centrum von Sofia. So viele Kramläden gab es da. Annette und ich sind durch alle Geschäfte getigert, in denen es Kleidung oder Schmuck gab. Auf dem Zeltplatz trafen wir dann am Abend die vier Ungarn wieder, welche wir im Zug kennengelernt hatten. Es wurde ein lustiger Abend. Leider mussten wir unser Zelt abbauen, da die Zeltplatzgebühren so teuer waren. Wir haben es dann im Wald, in der Nähe zum Zeltplatz wieder aufgebaut.

Dienstag, 27.07.82 Heute gehen Steffen und Scholli ins Vitosha-Gebirge, den Hausberg von Sofia. Annette und ich besuchen den Basar in Sofia. Dort hatten wir ein ziemlich unangenehmes Erlebnis, Annette wurde von einem Jugoslawen arg bedrängt, wir hatten Mühe, hier fortzukommen. Danach sahen wir uns noch die Alexander-Newski-Kathedrale an. Zurück an unserem Wildzeltplatz mussten wir feststellen, dass uns jemand meinen Rock von der Wäscheleine gestohlen hatte. Mit vier Stunden Verspätung kamen dann auch Steffen und Scholli aus dem Gebirge zurück. Den Abend verbrachten wir dann sehr lustig mit den alten ungarischen Zugbekanntschaften.



Mittwoch, 28.07.82 Heute soll es per Anhalter weitergehen, erst 16Uhr stehen wir an der Ausfallstraße von Sofia in Richtung Rilagebirge. Wir erwischen dann auch schnell eine Mitfahrgelegenheit, an Verkehrsregeln war nicht zu denken, mit überhöhter Geschwindigkeit überholte der Fahrer bei doppelten Sperrstreifen laut hupend. Mir ging ganz schön die Muffe. Und dann ging es die Serpentinen hoch ins Gebirge, ich dachte, wir stürzen jeden Moment den Hang abwärts. Aber die Landschaft! Die Landschaft im Rilagebirge ist wunderschön. Wir finden einen wunderbaren Zeltplatz, auf einer großen Wiese, umringt von den Bergen, neben einem glasklaren, eiskalten Quellfluss. Über uns nur der Himmel, herrlich. Am Abend stand der Mond am Himmel und die Sterne leuchteten in all ihrer Pracht.


Donnerstag, 29.07.82 In der Nacht war es sehr kalt, dem wolkenlosen Himmel und der hohem Lage in den Bergen geschuldet. Heute schauen wir uns das Rila-Kloster an. Es ist ein orthodoxes Kloster aus dem 10.Jahrhundert und das bedeutendste und größte Kloster in Bulgarien. Heute gehört es zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zurück am Zeltplatz erleben wir eine Überraschung. Örtliche Miliz versuchte, uns von unserem Zeltplatz zu vertreiben. Der Amtsvollstrecker zog die Heringe aus dem Zelt und warf sie ins Brennnesselgebüsch. Dann verschwand er. Trotzdem blieben wir noch eine Nacht, nachdem wir die Zeltheringe mühsam wieder aus dem Gebüsche geangelt hatten. Aber es brachte unseren Plan durcheinander, denn eigentlich wollten wir noch einen Tag bleiben und im Gebirge wandern.





Freitag, 30.07.82 Heute machen wir uns auf den Weg nach Plowdiw, einen Tag früher, als geplant. Natürlich wieder per Anhalter, aber dieses Mal haben wir uns aufgeteilt. Annette und Scholli sind gemeinsam unterwegs und Steffen und ich, jeweils als Zweierteam. Zweimal hatten wir eine Panne mit dem LKW, sind aber trotzdem um 20Uhr zum Treffpunkt auf dem Bahnhof in Plowdiw angekommen. Die Übernachtung war total chaotisch. Wir übernachteten in der Altstadt, auf einem kleinen freien Stück im Gebüsch legten wir uns in unsere Schlafsäcke. Gottseidank haben wir im Dunklen nicht gesehen, wo wir uns da hingelegt haben. Am nächsten Morgen tummelten sich Dutzende von Schnecken außen an unseren Schlafsäcken. Aber wir haben die Nacht gut überstanden, dieses Mal ohne Miliz.
Sonnabend, 31.07.82 Nach dieser Wahnsinnsnacht in der Altstadt von Plowdiw gehen wir heute auf Stadtbummel. Dabei entdecken wir das Amphitheater. Es wurde in der Antike in 116 n.C. in der römischen Stadt Philippopolis, heute Plowdiw, erbaut. Am Abend ziehen wir raus bis zur Landstraße und schlafen im Straßengraben, damit wir am nächsten Morgen nur aufstehen und an die Straße gehen müssen, um weiterzukommen.
Sonntag, 01.08.82 Wir krabbeln aus dem Schlafsack und stehen auf der Straße. Heute sind die Teams neu gemischt, Scholli und Steffen reisen zusammen und Annette und ich. Die Jungs bekommen einen Vorsprung, sie werden als erste mitgenommen. Annette und ich stehen gerade mal 10 Minuten an der Straße, da werden wir auch schon mitgenommen. Wir kamen ziemlich schnell in Burgas an, nach 5 Stunden hatten wir die 270km geschafft. Unser Weg führte uns gleich ans Meer. Wir sind im Hafen gelandet und das Bild gleicht nicht meinen romantischen Vorstellungen von Meer, Sonne und Strand. Ich bin enttäuscht, lasse es mir aber nicht anmerken. Ein paar junge Bulgaren erkennen uns als Touristinnen und laden uns zur Diskothek ins Hotel ein. Aber jetzt gehen wir erstmal zum Bahnhof, Scholli und Steffen abholen, hier ist unser vereinbarte Treffpunkt. Wir warten geraume Zeit, aber sie kommen nicht. Also holen wir unser Gepäck aus der Aufbewahrung ab, ziehen uns für die Disco schick an und geben unser Gepäck wieder ab. Die Diskothek im Hotel ist prima, die Musik spielt bis 4Uhr in der Frühe und wie selbstverständlich werden wir zu den Getränken eingeladen. Als dann am Morgen die Gepäckaufbewahrung wieder öffnete, schnappten wir unsere Rucksäcke und zogen zum Strand. Hier fanden wir ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen.
Montag, 02.08.82 Mittags zum 12Uhr-Treff am Bahnhof war noch immer nichts von Scholli und Steffen zu sehen. Jetzt wurde ich unruhig. Vielleicht war das doch keine so gute Idee, die Beiden zusammen in ein Team zum trampen zu stecken. Bestimmt sind sie unterwegs hängengeblieben und mussten dort übernachten. Oder sie sind in einen Autounfall verwickelt? Annette ist gerade unterwegs zum Bahnhof zum 14Uhr-Treff, um beide dort abzuholen. Aber wieder sind sie nicht gekommen. Als kurz darauf ein Unwetter losbracht, packten wir unsere Sachen und liefen zum Bahnhof. Vielleicht würden sie ja zum 16Uhr-Treff erscheinen? Als sie auch dann nicht auftauchten, befürchteten wir das Schlimmste. Aber wir würden diesen Tag noch abwarten. Wenn sie dann immer noch nicht kämen, würden wir zur Botschaft gehen. Am späten Abend dann waren die Jungs endlich am Bahnhof. Was für eine Erleichterung. Es war nichts passiert, es hatte sie nur einfach keiner mehr mitgenommen, als sie erstmal im nirgendwo ausgestiegen waren. Wir fuhren mit dem Bus nach Kiten und suchten uns einen Platz am Strand, um schwarz zu zelten.
Dienstag, 03.08.82 Der heutige Tag ist ausgefüllt mit Baden. Frühstücken. Baden. Am Strand rumliegen.



Mittwoch, 04.08.82 Wie gestern schon weckte uns auch heute die Hitze im Zelt. Wir sind froh, dass bisher noch keine Zeltkontrolle gekommen ist, denn Strafe zahlen könnten wir bei unserer Finanzlage nicht. Und auch dieser Tag wird ein schöner fauler Strandtag.
Freitag, 06.08.82 Am gestrigen Donnerstag haben wir einen Tagesausflug nach Primorsko gemacht. Und am heutigen Freitag waren wir in Mitschurin. War das ein Chaos am Busbahnhof. Unglaublich.
Sonntag, 08.08.82 Nach dem gestrigen faulen Badetag wollen wir heute mit dem Tragflächenboot fahren. Wir verabschieden uns von Kiten und steigen in Primorsko auf das Boot nach Slantschew brjag (Sonnenstrand) in der Bucht von Nessebar. Die Fahrt war atemberaubend, wie ich es mir im Flugzeug vorstelle, aber ich bin ja noch nie geflogen, weiß es also nicht wirklich. Mit 60kmh raste das Boot auf dem Meer dahin. Diese Nacht haben wir in einem Maisfeld geschlafen, Sterne und Mond über uns und Schafsgeblöcke in der Ferne.
Montag, 09.08.82 Heute Vormittag sind wir nach Nessebar gefahren, haben eingekauft und mittags haben wir uns dann an die Straße gestellt, um per Anhalter nach Varna zu kommen. Das war eine verflixte Sache. Steffen und Annette sind zuerst, nach einer Stunde, mitgenommen worden. Ich stand ich mit Scholli zwei Stunden am Straßenrand, ehe ein Auto anhielt und uns bis zum nächsten Ort mitnahm. Leider waren es nur 4km. Nachdem wir also im Nachbarort wieder abgesetzt worden waren, warteten wir nochmal gut eine Stunde, bis wieder ein Auto anhielt. Der LKW-Fahrer nahm uns dann aber gleich bis Varna mit. Unterwegs überholten wir Steffen und Annette, die an einer Haltestelle hängengeblieben waren und später mit dem Linienbus in Varna ankamen. Die Stadt gefällt mir recht gut, allerdings habe ich nur die Geschäftsstraße, Strand und den Bahnhof gesehen. Diese Nacht haben wir wieder im Freien verbracht, auf einem Rondell in der Nähe des Strandes. Insgesamt waren wir 15 Personen, denn es waren noch einige Tramper aus Berlin und zwei Tramper aus Meiningen am gleichen Ort.
Dienstag, 10.08.82 Wir werden von der Sonne geweckt. Als erstes gehen wir im Meer baden. Dann schlendern wir durch die Stadt, schauen uns alles an, kaufen Mitbringsel. Ganz wunderbar. Morgen brechen wir mit dem Zug nach Budapest auf.
Donnerstag, 12.08.82 Mit 5 Stunden Verspätung kommen wir in Budapest an. Wir bauen unsere Zelte in einer Pfirsichplantage auf, danach gehen wir in die Stadt. Annette und ich staunen über all die wunderbaren Sachen, die es hier gibt. Wir schauen uns viel an und laufen auf die Margareteninsel zum Palatinusbad, das 1919 als Strandbad eröffnet wurde. Der Pool wird von den Thermalquellen der Margareteninsel versorgt. Im vorigen Sommer war ich schon einmal in Budapest, deshalb war der Besuch hier wie ein Nachhausekommen.
Sonnabend, 14.08.82 Gestern sind wir auf die Fischerbastei gestiegen und haben die Aussicht auf Donau und Pest genossen. Also Sightseeing durch die Stadt. Weil heute die Hitze wieder so unerträglich war, sind wir heute wieder ins Palatinusbad Baden gegangen.
Montag, 16.08.82 Am gestrigen Sonntag waren wir im Vergnügungspark, auf ungarisch Vidampark, Achterbahn fahren. Es gab hier noch viele andere Attraktionen, aber unser Geld ging zur Neige und so konnten wir uns keine weiteren Vergnügungen leisten. Am Abend waren wir dann im Kino und schauten uns einen Hitchcock-Film in englischer Sprache mit ungarischen Untertiteln. Langweilig. Heute dann machen wir noch einmal Sightseeing und am Abend bringe ich Annette dann zum Bahnhof. Um 18:05Uhr fährt ihr Zug nach Dresden, sie hat es nicht länger ausgehalten, sie war frisch verliebt. Scholli ging seine Bekannten in Budapest besuchen.
Dienstag, 17.08.82 Abreisetag nach Prag. Wann bauen wir die Zelte ab? Gleich am Vormittag oder erst gegen Abend? Wir einigen uns auf den Abend. Das war definitiv die falsche Entscheidung, denn als wir aus dem Kino kamen, regnete es und ging bis zum Abend so weiter, so dass wir die Zelte nass abbauen mussten. Aus Schollis Zelt mussten wir sogar das Wasser mit dem Becher rausschöpfen. Wir erreichen den Zug sehr knapp, können aber noch Sitzplätze ergattern. Auf der ganzen Strecke nach Prag habe ich es wieder geschafft, mich im Zug nicht kontrollieren zu lassen. Bisher ist es mir auf der gesamten Zugfahrt gelungen, allen Fahrkartenkontrolleuren auszuweichen. Die Hin- und Rückfahrkarten im internationalen Reiseverkehr sind ganze zwei Monate gültig, beginnend mit der ersten Entwertung. Wenn es mir gelingt, die Fahrkarte bis zum Ende meiner Reise nicht entwerten zu lassen, kann ich sie in dem Zweimonatszeitraum unbenutzt zurückgeben und das Geld minus Bearbeitungsgebühr erstattet bekommen. Versuchen werde ich es, denn 250 DDR-Mark sind für einen Abiturienten viel Geld.
Mittwoch, 18.08.82 Mein erster Eindruck von Prag war ziemlich düster. Irgendwie grau, trotz vieler Geschäfte. Heute habe wir den städtischen Glockenturm des heiligen Nicolaus erzwungen und genau um 12 Uhr dem Glockenspiel gelauscht. Vor dem Turm hatte sich eine große Menschenmenge angefunden, um dem Glockenspiel ebenfalls zu lauschen. Am Abend fuhren wir dann zum Zeltplatz raus, der in einer wunderbaren Umgebung lag und machten die Bekanntschaft von vier Mädels aus Dresden. Am darauffolgenden Tag stand auch wieder Sightseeing auf dem Plan, Prager Burg, Karlsbrücke und Wenzelsplatz gehörten dazu. Heute waren wir auch Billard spielen, was für ein Spaß.
Freitag, 20.08.82 Nach einem gemeinsamen Frühstück mit den Mädels aus Dresden packten wir dann unsere Sachen und zogen los zum Bahnhof. Was für eine Überraschung, als mich auf einmal jemand von hinten antippte. Volker, ein alter Bekannter aus dem Ferienlager in Malchow, er kam gerade mit zwei Freunden aus der Hohen Tatra, wo sie Urlaub gemacht haben. Wie klein die Welt doch manchmal ist. Ganz wichtig für Scholli und Steffen war, dass wir uns auch die Mineraliensammlung im Nationalmuseum anschauten. Sind sie doch selbst manchmal auf Steinesuche unterwegs. Am besten haben mir Malachit und Achat gefallen, insbesondere wegen den Mustern auf der geschliffenen Seite. Achat wollen wir auch selbst suchen, in der Nähe von Liberec und Tornow in einem Steinbruch. Um 19 Uhr standen wir deshalb an der Straße am Rande von Prag, um zu trampen. Es regnete und war kalt, völlig durchgefroren, nass und ohne mitgenommen worden zu sein, bauten wir dann unser Zelt 20 Meter weiter in einem Garten unter einem Apfelbaum auf. Leckeres zum Abendessen hatten wir dabei, aber in der Nacht war es sehr kalt, ich habe fürchterlich gefroren. Am nächsten Morgen kamen die Besitzer des Grundstücks zu uns, waren aber sehr freundlich. Wir versuchten dann, per Anhalter weiterzukommen, schafften es aber gerade mal 10 km weiter. Etwa 4 Stunden standen wir noch an der Straße, dann gaben wir unser Vorhaben auf und stiegen in einem Bus zurück nach Prag. Am Abend sind wir dann noch mal schön Essen gegangen.
Sonntag, 22.08.82 Nach 5-stündiger Zugfahrt im Sitzen auf unseren Rucksäcken kamen wir in Dresden an. An diesem Sonntag war gerade das große Pioniertreffen in Dresden. Da war uns der Trubel zu groß und wir fuhren mit dem Zug ins Thermalbad Wiesenbad. Hier war Steffens Mutter zur Kur und wir wollten sie sowieso besuchen. Es war ein Überraschungsbesuch und der ist gelungen. Zurück in Dresden fuhren wir dann gleich raus auf den Zeltplatz in der Hoffnung, am nächsten Tag wäre es in Dresden wieder etwas ruhiger.
Montag, 23.08.82 Der letzte Tag der Reise ist angebrochen. Wir schauen uns das Grüne Gewölbe, den Zwinger, die Brühlschen Terrassen an und ich bin stark beeindruckt. Dresden ist im Jahr 1982 eine Stadt, welche mit den barocken Prachtbauten auf eine eindrucksvolle Geschichte verweisen kann. Im Gegensatz dazu sehen wir auch viele Ruinen und vom Krieg zerstörte Gebäude. Auf der Prager Straße sehen wir neue Plattenbauten und breite Straßen, ein starker Kontrast zu der historischen Kulisse. Dann steigen wir in den Zug, der uns in unsere Heimatstadt Magdeburg zurückbringen wird.
Reiseroute: Magdeburg – Berlin – Sofia – Rilagebirge – Plovdiv – Burgas – Kiten – Nessebar – Slancev Brjag – Varna – Budapest – Pag – Dresden – Magdeburg










